Wladimir Putin (69) hat seine Truppen zusammengezogen, um mit geballter Kraft den Osten der Ukraine anzugreifen. Doch die grosse Schlagkraft, so scheint es, bleibt aus. Experten sind sich einig, dass Putins Vorhaben so nicht funktioniere.
Laut der Analyse des US-Kriegsforschungsinstituts ISW ist deutlich: «Die russische Offensive im Osten wird wahrscheinlich nicht wesentlich erfolgreicher sein als frühere russische Offensiven.»
«Begrenzte Erfolge» statt schneller Einnahme
Das wahrscheinlichere Szenario statt eines plötzlichen Sieges: «Die russischen Streitkräfte könnten in der Lage sein, die ukrainischen Verteidiger zu zermürben oder begrenzte Erfolge zu erzielen.»
Und diese kleineren Erfolge erzielt Putin. So hat der ukrainische Gouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, am Montag berichtet, dass die Kontrolle über die Kleinstadt Kreminna nördlich der Grossstadt Sjewjerodonezk verloren gegangen sei.
Laut ISW war der Vorstoss nach Kreminna die einzige russische Bodenoffensive binnen 24 Stunden, die «signifikante Fortschritte» gemacht habe.
Alle russischen Truppen versammelt
Russischer Beschuss und Angriffe entlang der Demarkationslinie zum Donbass in der Ostukraine nehmen jedoch immer weiter zu. Die Bedrohung ist massiv, machte auch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) am Dienstag erneut klar.
Er sagte: «Jetzt ist praktisch der gesamte kampfbereite Teil der russischen Armee auf dem Territorium unseres Staates und in den Grenzgebieten Russlands konzentriert.» Die russische Seite habe «fast alle und alles, was fähig ist, mit uns zu kämpfen, zusammengetrieben.»
Wie viele russische Soldaten sich genau in der Ostukraine befinden, ist nicht bekannt. Putins Militär hat jedoch grosse Verluste hinnehmen müssen. Selenski spricht von bis zu 20'000 toten Russen. Der Kreml spricht von deutlich weniger Toten, gibt jedoch Verluste zu.
Widerstand und Probleme auf russischer Seite
Die Ukraine wehrt weiter zahlreiche Vorstösse russischer Truppen ab. Das beobachtete auch das britische Verteidigungsministerium am Dienstagabend unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit. Grund: Die Widerstandsfähigkeit der hochmotivierten ukrainischen Armee.
Russische Fortschritte würden jedoch auch weiterhin durch das Gelände sowie logistische und technische Schwierigkeiten behindert. Das britische Verteidigungsministerium sieht auch den Widerstand in der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol als Rückschlag für Putin.
Auch seien die wahllosen russischen Angriffe, die Zivilisten treffen, ein weiterer Hinweis darauf, dass Moskau seine Ziele nicht so schnell wie erhofft erreiche. (euc/SDA)