Wettlauf gegen die Zeit
Wetterphänomen wird zum Problem für Gegenoffensive

Wenn in der Ukraine Huddelwetter einsetzt, wird das eine ernsthafte Gefahr für die Gegenoffensive. Schlammige Strassen erschweren dem Militär den Vormarsch.
Publiziert: 29.08.2023 um 17:52 Uhr
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Wenn in der Ukraine der Herbst anfängt, wird es schlammig.
Foto: Twitter

Endlich kommt die Gegenoffensive der Ukraine in Fahrt: Am Montag verkündete die Ukraine, dass sie das Dorf Robotyne erobert hat. Ein Fortschritt, der zu weiteren Erfolgen von Saporischschja bis zur Krim führen kann – vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. 

Es ist ein Wettlauf gegen die Jahreszeit. Denn schon bald wird es an der Front bitterkalt und nass: Der Krieg könnte zur regelrechten Schlammschlacht werden. Das Phänomen, das den Kämpfern zu schaffen macht, nennt sich «Rasputiza» (auf Deutsch: Wegkreuzung oder Weg ins Nichts). Es beschreibt die Schlammperiode im Frühling und im Herbst. Die Erde wird durch Schnee und Regen aufgeweicht, die Strassen verschwinden im Matsch. Im vergangenen Herbst und im Frühjahr hat der Schlamm der Ukraine geholfen, russische Truppen aufzuhalten, weiter ins Landesinnere einzudringen. Doch nun könnten die ukrainischen Streitkräfte selbst im Schlamm versinken.

«Rasputiza» spielte den Russen bereits im Herbst 1812 beim Feldzug von Napoleon Bonaparte (1769-1821) in die Hände. Im Zweiten Weltkrieg bremste der Matsch mehrfach den Vormarsch der deutschen Wehrmacht, aber auch die sowjetische Gegenoffensive vom Herbst 1943.

Russen bauen Verteidigungslinie auf

Das Wetter Ende September könnte die Gegenoffensive deutlich erschweren. Bei Huddelwetter drohen Panzer und Fahrzeuge im Schlamm steckenzubleiben. Während Kiews Truppen Gebiete zurückerobern, haben sich Wladimir Putins (70) Soldaten Verteidigungslinien aufgebaut.

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Wenn «Rasputiza» erst einmal einsetzt, ist bis zum Frühling keine Besserung in Sicht. Nach der Schlammperiode bricht der Winter ein. Doch das ukrainische Militär kennt die Wetterbedingungen im eigenen Land. «Die Rasputiza gibt es seit Hunderten von Jahren», sagt der australische Ex-Generalmajor Mick Ryan gegenüber dem Portal Yahoo News. «Für die Strategen ist das keine Neuigkeit», führt er aus. Und: «Schon bevor es Fahrzeuge gab, blieben Pferdegespanne im Schlamm stecken. Das heisst nicht, dass es leicht ist, aber es gibt Lösungen.»

Welche genau, führt Ryan nicht aus. Klar ist aber: Kiews Truppen müssen schnell vorankommen, bevor die Schlammperiode den Vormarsch zusätzlich erschwert. (jwg)

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