Christine Lambrecht (57), deutsche Veteidigungsministerin, ist zurückgetreten – ein Nachfolger (oder eine Nachfolgerin) ist noch nicht offiziell erkoren. Erst am Dienstag soll bekannt gegeben werden, wer das Amt übernimmt, aus Respekt gegenüber Lambrecht. Doch die Zeit drängt, Bundeskanzler Olaf Scholz (64) hat diese Woche einen vollen Terminkalender, muss ans WEF nach Davos – und bereits am Donnerstag findet die Ramstein-Konferenz zum Krieg in der Ukraine statt.
Die Gerüchteküche brodelt. Seit dem Bekanntwerden von Lambrechts Rücktritt werden dutzende Politiker und Politikerinnen – allesamt aus der SPD – als mögliche Kandidatinnen und Kandidaten gehandelt. Der Job ist nicht ohne: Schwierige Personal- und Politikentscheidungen kommen auf die Neubesetzung zu. Eine Übersicht.
Drei Frauen sind noch im Rennen
Als klare Favoritin wird die Wehrbeauftragte Eva Högl (54) gehandelt. Schon seit längerer Zeit scheint sie sich in Position zu bringen, um die Nachfolge Lambrechts anzutreten. Immer wieder betont sie in Reden und Interviews, wie gut sie durch ihren Job im Kanzleramt in das Verteidigungsministerium integriert sei. Wie die «NZZ» schreibt, wäre Högl für Scholz eine gute Lösung – so muss er nichts an seinem Kabinett ändern. Allerdings ist sie kein politisches Schwergewicht, was ihr eine Wahl erschweren wird. Ein weiterer Nachteil: Seit 2017 ist ein peinliches Video in Umlauf. Während SPD-Mann Martin Schulz über die Terroranschläge in Barcelona spricht (15 Tote, 120 Verletzte), albert Högl im Hintergrund herum. Zum Fremdschämen!
Jung, vom Fach und erfolgreich – so wird die Staatssekretärin im Verteidigungsministerium, Siemtje Möller (39), gerne beschrieben. Möller kennt die Bundeswehr gut – ihr Wahlkreis Wilhelmshaven beheimatet den grössten Standort der deutschen Streitkräfte. Sie konnte ihr sicherheitspolitisches Profil zudem als verteidigungspolitische Sprecherin der SPD schärfen. Für die SPD ist sie allerdings eher eine schwierige Personalie, da sie sich energisch für den Kauf bewaffneter Drohnen aussprach, im Gegensatz zum Rest ihrer Partei.
Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (52) soll auf der Liste potenzieller Kandidatinnen stehen. Das zumindest schreibt die «FAZ». Allerdings kommt sie nur infrage, wenn es zu einer Kabinettsumbildung kommt, wonach es aktuell nicht aussieht. Zudem gibt es Gerüchte, dass sich Faeser wieder auf die Landespolitik konzentrieren wird und im Herbst als Spitzenkandidatin der SPD an den Hessenwahlen antreten wird.
Drei Männer sind schon ausgeschieden
Für Scholz wäre es die naheliegendste Option gewesen – unauffällig und erfolgreich verrichtete der Politiker sein Amt. Doch es ist quasi auch eine Erleichterung, dass Arbeitsminister Hubertus Heil (50) aus dem Rennen gefallen ist. So gerät die selsbtauferlegte Frauenquote erstmal nicht in Schieflage. Laut «Bild» ist Heil zu wichtig im Arbeitsministerium, zudem habe er keinerlei Erfahrung in verteidigungspolitischen Fragen. Die Angst vor einem erneuten Pannen-Minister ist wohl zu gross.
SPD-Chef Lars Klingbeil (44) wäre nicht der Erste, der als Parteivorsitzender auch das Amt des Verteidigungsministers bekleiden würde. Zudem gilt er als Sohn eines pensionierten Soldaten als militäraffin. Doch laut «Bild» wird auch er am Dienstag nicht zur Auswahl stehen. Er wolle lieber Parteivorsitzender bleiben als Minister werden, stellt er klar.
Er gehört zum ganz engen Kreis von Scholz' Vertrauten: Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt (52). Gemeinsam haben sie laut «NZZ» viel erreicht, Schmidt managt die Zeitenwende, das Sondervermögen und ist der verlängerte Arm ins Verteidigungsministerium. Mehr als prädestiniert für den Job, mag man denken. Aber auch hier lässt «Bild» die Hoffnung platzen: Zu unentbehrlich soll der Politiker für das Kanzleramt sein
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