Auf 15 Quadratmetern lebt der Deutsche Harald Milter (65) in der Stadt Hamburg. In seinem Zimmer in der Flüchtlingsunterkunft befinden sich zwei Einzelbetten, manchmal wohnt noch jemand anderes in seiner Unterkunft. Ständig ist es laut, die Wände sind dünn und das Fenster lässt sich nicht öffnen. «Verständigung ist nahezu unmöglich. Ich werde mit Fäusten bedroht, wenn ich mich über Chaos oder Lärm beschwere», sagt Milter zur «Bild». Er will nur noch weg. Doch das kann er nicht. Trotz aller Bemühungen findet er keine Wohnung.
Dabei arbeitete der gelernte Kaufmann 35 Jahre lang im Grosshandel bei bekannten Unternehmen – doch dann wurde ihm betriebsbedingt gekündigt. Als fortan Arbeitsloser erhielt er Hartz IV und lebte dann in einer Sozialwohnung. Wegen einer Krankheit änderte sich seine Wohnsituation.
Neun Wochen verbrachte Milter in der Reha. Die Gelenkkrankheit rheumatoider Arthritis macht dem 65-Jährigen bis heute ordentlich zu schaffen. «Nur wenn ich liege, habe ich keine grossen Schmerzen», sagt Milter. Und: «Eigentlich ist alles kaputt, ich brauche links und rechts ein neues Hüftgelenk.» Während er sich auskuriert, wird seine Wohnung zwangsgeräumt.
Als er zurückkam, fehlten seine Sachen
Das Problem: Als Milter in der Reha ist, kann die Miete plötzlich nicht mehr von seinem Konto abgebucht werden. Als er zurückkehrt, dann die böse Überraschung: Das Schloss wurde ausgewechselt, seine Sachen weggeworfen – nur wenige Tage vor seiner Rückkehr.
Ein Schock für den Deutschen. «Ich zahle bis heute noch die 7000 Euro Räumungskosten ab», so Milter. Eine neue Sozialwohnung lässt auf sich warten. Denn: Das Angebot ist sehr viel geringer als die Nachfrage. 9954 brauchen alleine in Hamburg dringend eine Wohnung.
Auch Deutsche leben im Flüchtlingsheim
Jetzt lebt er in dem Hamburger Flüchtlingsheim. «Wir nehmen Menschen auf, die keine Wohnung haben», erklärt Susanne Schwendt, Sprecherin des sozialen Dienstleistungsunternehmens «Fördern & Wohnen». «Insofern braucht es keinen besonderen Grund, dass Menschen, die nicht geflüchtet sind, bei uns einziehen. Konkret: «Der Grund ist bei allen Bewohnern derselbe: Wohnungslosigkeit.» Insgesamt sind in Milters Unterkunft von fast 500 Menschen 81 Deutsche.
Eigentlich sollte das Zimmer im Flüchtlingsheim nur eine Übergangslösung sein, doch mittlerweile ist es seit drei Jahren sein Zuhause. «Ich habe 600 Wohnungen besichtigt. Entweder gab es Absagen oder gar keine Rückmeldung», sagte Milter zuvor zum «Hamburger Abendblatt».
In der Einrichtung leben Menschen aus 47 Herkunftsländern. «Ich habe hier auch Freunde gefunden, helfe Familien bei Formularen und Reparaturen», so der Deutsche. Und: «Dafür werde ich dann zum Essen eingeladen.» Ab Dezember gilt er als Rentner, dann hat er bessere Chancen auf eine Wohnung. (jwg)