Milliardär rast mit 417 km/h über Autobahn
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In einem Bugatti Chiron:Milliardär rast mit 417 km/h über Autobahn

Weil angeblich die Schilder fehlen
Deutscher Verkehrsminister will kein Tempolimit

Immer wieder wird in Deutschland über ein Tempolimit diskutiert. Wegen des Ukraine-Krieges ist die Debatte erneut entflammt. Gegner wehren sich seit Jahren – zum Teil mit haarsträubenden Argumenten.
Publiziert: 06.04.2022 um 13:35 Uhr
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Aktualisiert: 06.04.2022 um 15:40 Uhr
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In Deutschland gibt es kein generelles Tempolimit.
Foto: imago stock&people

Wer mal so richtig auf das Gaspedal drücken will, der fährt nach Deutschland. Denn dort gibt es auf den Autobahnen kein generelles Tempolimit. Das stellte der tschechische Milliardär Radim Passer (58) im Sommer 2021 unter Beweis – und wie. Er raste in einem Bugatti Chiron mit 417 km/h über die A2 in Deutschland.

Und genau solche Fahrten wollen Politiker stoppen. Sie fordern seit Jahren ein Tempolimit, so wie in anderen EU-Ländern, darunter Österreich oder Italien, auch. Nur: Der Widerstand ist gross. Zuletzt wurde darüber nach den Bundestagswahlen diskutiert, als die Parteien in Koalitionsverhandlungen gingen. Doch schnell war klar: Es wird kein Tempolimit geben.

Durch den Ukraine-Krieg ist die Diskussion erneut entflammt. Konkret: um ein Tempolimit auf Zeit. Zur Verringerung von Deutschlands Abhängigkeit von russischen Energielieferungen hat Grünen-Chefin Ricarda Lang (28) ein zeitlich befristetes Tempolimit auf Autobahnen gefordert. Während aus der SPD Zuspruch kam, lehnte die FDP den Vorstoss ab.

«Das treibt einen Keil in die Gesellschaft»

Auch der Bundesverkehrsminister Volker Wissing (51) sträubt sich gegen ein Tempolimit. Mit der Begründung: Schildermangel. Der Aufwand sei zu gross. «Man müsste entsprechende Schilder aufstellen, wenn man das für drei Monate macht, und dann wieder abbauen», sagte Wissing zur «Hamburger Morgenpost». So viele Schilder hätte Deutschland gar nicht auf Lager. Und für ein allgemeines Verbot gebe es nicht die nötige Mehrheit, um so etwas durchzubringen. Überhaupt sei das Thema brisant. Der FDP-Politiker befürchtet: «Das treibt einen Keil in die Gesellschaft.»

Dass damit die Diskussion vom Tisch sein soll, macht Befürworter des Tempolimits fassungslos. «Es gibt sehr gute Argumente für ein Tempolimit 130 auf Autobahnen, zum Beispiel, dass es auf sehr einfachem Wege Energie spart», sagte Co-Vorsitzende des Forums Demokratische Linke in der SPD (DL21), Sebastian Roloff (39), dem «Handelsblatt». Zudem zeigten auch Umfragen, wie sehr die Menschen die Massnahme im Moment befürworteten. «Daher sollten wir das jetzt schnell umsetzen.»

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs sprachen sich zuletzt auch ein Bündnis aus deutschen Umweltverbänden sowie der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, für ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen aus. (jmh/AFP)

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