Wegen überfüllter Friedhöfe
In China boomen Seebestattungen

Die Friedhöfe Chinas sind langsam voll. Grund dafür ist die überalterte Bevölkerung. Aus diesem Grund weichen viele Familien auf eine ungewöhnliche Alternative aus.
Publiziert: 25.04.2023 um 19:44 Uhr
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In China werden immer mehr Seebestattungen durchgeführt. Dabei fahren Angehörige mit Booten aufs Meer hinaus und streuen die Asche ihrer Liebsten in Wasser.
Foto: imago stock&people

Trauernde Verwandte, die auf Booten die Überreste ihrer Liebsten in biologisch abbaubaren Urnen mit sich tragen. Hierzulande ein eher ungewöhnliches Bild. In China eine mittlerweile durchaus geläufige Praxis.

Im asiatischen Land boomen die sogenannten «Seebestattungen». Dabei fahren Gruppen von Menschen aufs Meer hinaus und streuen die Asche ihrer verstorbenen Verwandten in den Ozean.

13'000 Franken für ein Grab

Traditionellerweise werden die Verstorbenen in China auf Friedhöfen bestattet. Doch zunehmend hat es für die Toten keinen Platz mehr.

Die Friedhöfe sind rappelvoll: Behörden der Millionenstadt Shanghai gehen davon aus, dass innerhalb der nächsten 15 Jahre keine freien Gräber mehr zu finden seien – ausser man zahle umgerechnet 13'000 Franken für ein Grab. Die extreme Urbanisierung und die überalterte Bevölkerung haben zu dieser Situation geführt.

Staat animiert Bürger zu Seebestattung

Die Zeremonien auf See werden selbst vom Staat beworben. Die Bürger werden zu Seebegräbnissen animiert, indem ihnen von lokalen Behörden teilweise sogar Geldprämien angeboten werden. Diese liegen zwischen 200 und 300 Franken.

Zudem sind Werbesprüche zu sehen, die die Bürger zu «guter Fürsorge», aber «schlanken Beerdigungen» auffordern. Das heisst, die Bürger sollen sich während Lebzeiten grosszügig um ihre Angehörigen kümmern und die Begräbnisse sparsam halten.

«Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal auf diese Weise mein Geld verdienen würde»

Die Einheimische Xiao Hu bietet die aussergewöhnlichen Bestattungen an. Früher führte sie gewöhnliche Bootstouren für Touristen an der chinesischen Ostküste durch. Sie habe nie gedacht, dass sie einmal auf diese Weise ihr Geld verdienen würde, berichtet der «Guardian».

Als Hu erstmals gefragt wurde, ob ein Mann ihr Boot ausleihen könne, um die sterblichen Überreste eines geliebten Menschen in das Meer zu streuen, lehnte sie ab. Sie fühlte sich nicht wohl dabei.

Nach unzähligen Anfragen willigte sie ein. Heute führt sie mehrere Bootsfahrten pro Woche durch. In besonders stark frequentierten Monaten fährt sie bis zu 30 Mal im Monat aufs ostchinesische Meer hinaus. (ene)


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