Wegen hoher Impfquote und «gebildeter Bevölkerung»
Schweden hört mit Corona-Tests auf

Während die meisten Länder nach wie vor gratis PCR-Tests bei Corona-Symptomen anbieten, ist in Schweden damit Schluss. Auch andere Massnahmen sind im Land nun passé.
Publiziert: 09.02.2022 um 14:59 Uhr
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Die breite Teststrategie gehört in Schweden der Vergangenheit an.
Foto: AFP

In Schweden wird nun kaum mehr was im Alltag an Corona erinnern. Denn im skandinavischen Land wurden praktisch alle Massnahmen aufgehoben. Und sogar das breite Testen gehört nun der Vergangenheit an.

Selbst Personen, die Symptome aufweisen, werden nicht mehr getestet, berichtet die Nachrichtenagentur «AP». Die mobilen Teststationen in den Städten und die Drive-in-Zentren werden nun abgebaut.

Experten sind der Meinung, dass die kostspieligen Tests bei der leicht übertragbaren, aber milderen Omikron-Variante weniger Nutzen bringen würde. «Wir haben einen Punkt erreicht, an dem die Kosten und die Relevanz der Tests nicht mehr gerechtfertigt sind», sagte die Leiterin der schwedischen Gesundheitsbehörde, Karin Tegmark Wisell, diese Woche gegenüber dem nationalen Fernsehsender SVT.

Wer Symptome hat, soll daheim bleiben

Ab Mittwoch haben nur noch Angestellte im Gesundheitswesen und in der Altenpflege sowie die am stärksten gefährdeten Personen Anspruch auf kostenlose PCR-Tests, wenn sie Symptome aufweisen. Der Rest der Bevölkerung wird gebeten, einfach zu Hause zu bleiben, wenn sie Symptome zeigen, die auf Covid-19 hindeuten könnten.

Antigentests können in Läden und Apotheken gekauft werden. Die Ergebnisse werden den Gesundheitsbehörden jedoch nicht gemeldet. Auch private Gesundheitsdienstleister können Tests durchführen und Bescheinigungen für Auslandsreisen ausstellen, aber die Kosten werden weder vom Staat noch von den Krankenkassen erstattet.

Die hohe Impfrate im Land – rund 73 Prozent der Gesamtbevölkerung sind vollständig geimpft – stimmt die Behörden optimistisch, mit der neuen Strategie auf einem richtigen Weg zu sein.

«Andere Länder werden folgen»

In einer «informierten und gebildeten» Bevölkerung könne man bei einer hohen Impfquote darauf vertrauen, dass sich die Menschen bei Symptomen selber isolieren, ohne dass «gross angelegte Tests erforderlich sind, die kein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis haben», sagte Bharat Pankhania, leitender klinischer Dozent an der University of Exeter Medical School in Grossbritannien.

«Schweden geht mit gutem Beispiel voran, und andere Länder werden unweigerlich folgen», sagte Pankhania. «Wir brauchen keine umfangreichen Tests um des Testens willen.» In Spitälern, Heimen und anderen Orten mit vulnerablen Personen müsse man dennoch Acht geben.

Letztes Jahr wurden alleine in der Region Stockholm über 295 Millionen Franken für PCR-Tests ausgegeben.

Erleichterte Einreise nach Schweden

Während der gesamten Pandemie fiel Schweden immer wieder mit einem eigenen Kurs auf.

Jetzt gelten unter anderem für Restaurants und Kneipen keine begrenzten Öffnungszeiten und Abstandsregeln mehr, auch Teilnehmergrenzen für Zusammenkünfte und Veranstaltungen gehören nun der Vergangenheit an.

Die Schwedinnen und Schweden werden nicht mehr länger dazu aufgerufen, im Gedränge in öffentlichen Verkehrsmitteln einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, und auch für Schweden-Urlauber gibt es Erleichterungen: Bei der Einreise in das skandinavische Land muss man als EU-Bürger nun nicht mehr Impfung, Genesung oder negativen Corona-Test nachweisen können.

In mehreren Diskotheken im Land wurde das beschränkungsfreie Leben bereits in der Nacht zum Mittwoch gefeiert. Vor manchen der Clubs bildeten sich rund um Mitternacht lange Warteschlangen, wie Aufnahmen schwedischer Medien zeigten.

Empfehlung für Impfung bleibt

Die Regierung und die Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten hatten die Aufhebung der meisten Corona-Massnahmen vor einer Woche verkündet. Ihren Angaben zufolge tritt die Pandemie in eine neue Phase ein, in der der Grossteil der Bevölkerung geimpft ist und Omikron-Infektionen zu milderen Krankheitsverläufen führen.

Einige Empfehlungen, unter anderem für Ungeimpfte, bleiben aber bestehen. Die wichtigste davon sei, dass sich alle im Alter von über zwölf Jahren gegen Covid-19 impfen liessen, erklärte die Gesundheitsbehörde. Zum Schutz der Anfälligsten sei es zudem wichtig, risikoverringernde Massnahmen im Gesundheits- und Pflegewesen sowie in Altersheimen beizubehalten. (man/SDA)

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