Nach der Attacke auf ein Meisterwerk von Vincent Van Gogh sind zwei Klima-Aktivistinnen, 20 und 21 Jahre alt, am Samstag einem britischen Gericht vorgeführt worden. Die beiden Frauen plädierten auf «nicht schuldig» und wiesen den Vorwurf der Beschädigung des weltberühmten Gemäldes «Sonnenblumen» von Vincent van Gogh (1853–1890) zurück. Der Richter liess die Aktivistinnen bis zum im Dezember angesetzten Prozessbeginn gegen Kaution frei.
Bei der Aktion der Umweltgruppe «Just Stop Oil» hatten die beiden Aktivistinnen am Freitag in London das Meisterwerk des niederländischen Malers mit Tomatensuppe überschüttet. Wie die Nationalgalerie mitteilte, verursachten sie mit ihrer Aktion «geringfügigen Schaden am Rahmen». Das Gemälde selbst sei aber «unbeschädigt» geblieben.
Nach der Bild-Attacke meldet sich jetzt eine der Frauen zu Wort. Und die 21-Jährige beteuert, dass sie niemals das Van-Gogh-Gemälde beschädigen wollte. «Es war hinter Glas. Im Leben hätten wir das nicht getan, wenn wir nicht gewusst hätten, dass es hinter Glas ist.» Sie wisse, dass es absurd wirke, was sie und ihre Kollegin gemacht hätten. «Es stimmt. Was wir machen, ist lächerlich.» Es sei aber nötig, um die Aufmerksamkeit zu bekommen, um die richtigen Fragen zu stellen.
«Es gibt Hunderte Wege, Aufmerksamkeit für die Klimaprobleme zu erreichen»
Die Protestgruppe «Just Stop Oil» fordert von der britischen Regierung, sofort alle neuen Öl- und Gasprojekte zu stoppen. Erst kürzlich hatte die britische Premierministerin Liz Truss (47) über 100 neue Lizenzen für fossile Brennstoffe genehmigt. Überhaupt sei es ein Skandal, dass fossile Brennstoffe viel stärker vom Staat unterstützt werden würden als erneuerbare Energien, die zudem auch noch günstiger seien.
Der bekannte niederländische Kunstdetektiv Arthur Brand verurteilte die Aktion in London. «Es gibt Hunderte Wege, Aufmerksamkeit für die Klimaprobleme zu erreichen. Dieser sollte nicht dazugehören.»
Die jüngste Aktion ereignete sich eine Woche nach einer Drohung der britischen Innenministerin Suella Braverman (42) gegen Klimaaktivisten, denen sie vorwarf, mit «Guerilla-Taktiken» für «Chaos und Elend» zu sorgen. «Sie übertreten eine Linie, wenn sie das Gesetz brechen», sagte Braverman. «Und deswegen werden wir sie weiter hinter Gitter stecken.»
In den vergangenen Wochen hatten sich wiederholt Klimaaktivisten weltweit am Rahmen oder am Acrylglas-Schutz berühmter Gemälde festgeklebt. Im August klebten sich zwei Aktivisten an ein Werk von Lucas Cranach dem Älteren in der Berliner Gemäldegalerie und in Dresden an die weltberühmte «Sixtinische Madonna» von Raffael (1483–1520). Ähnliche Aktionen gab es unter anderem in Florenz und London. (jmh/AFP)