Er feuert, was das Zeug hält. Kim Jong Un testet eine Rakete nach der anderen. Im Januar sieben Stück. So viele wie noch nie innert eines Monats!
Zuletzt wurde am Sonntag eine potenziell atomwaffenfähige Mittelstreckenrakete abgeschossen. Der Test einer ballistischen Rakete vom Typ Hwasong-12 habe die Genauigkeit und Wirksamkeit für einen Einsatz belegt, berichteten die Staatsmedien am Montag nach dem Testflug. Laut eigener Aussage produziert Nordkorea gerade diesen Raketen-Typ. Nach Einschätzung von Experten hat die schon mehrfach getestete Hwasong-12 eine Reichweite von 4500 Kilometern und könnte damit theoretisch die US-Pazifikinsel Guam erreichen, wo die USA einen Militärstützpunkt haben.
Zuvor hatte Kim Jong Un im Januar bereits zwei Hyperschallraketen sowie vier Kurzstreckenraketen und Marschflugkörper getestet. Die USA verhängten daraufhin weitere Sanktionen.
Atom-Angriff auf USA möglich
UN-Resolutionen verbieten Nordkorea sowohl Atomwaffenversuche als auch Tests von ballistischen Raketen. Dabei handelt es sich in der Regel um Boden-Boden-Raketen, die je nach Bauart auch einen atomaren Sprengkopf befördern könnte.
Nordkorea entwickelt auch Langstreckenraketen, die einen Atomgefechtskopf bis in die USA tragen können. Pjöngjang unterstellt den USA eine feindselige Politik, was Washington bestreitet. Die Verhandlungen der USA mit Nordkorea über sein Atomwaffenprogramm kommen seit gut drei Jahren nicht mehr voran.
Die USA und ihre Verbündeten Südkorea und Japan hatten am Sonntag Nordkoreas siebten Raketentest in diesem Jahr scharf kritisiert. Südkoreas Präsident Moon Jae In warf dem Nachbarland vor, mit seinen Raketentests neue Spannungen schüren zu wollen. Nach Angaben des südkoreanischen Militärs flog die Mittelstreckenrakete etwa 800 Kilometer in Richtung Osten, bevor sie ins Japanische Meer stürzte.
Kim will Stärke signalisieren
Mit den verstärkten Raketentests wolle Nordkorea dem Westen seine Kampfbereitschaft demonstrieren, sagt der Experte Leif Easley von der Ewha-Universität zu AFP: «Es will Washington und Seoul daran erinnern, dass es einen zu hohen Preis kosten würde, einen Umsturz in Pjöngjang zu versuchen.» Bedeutet: Die vielen Tests sind eine Machtdemonstration. Kim will damit Stärke signalisieren. Seinem Volk, aber auch dem Ausland.
Gleichzeitig bereitet sich Nordkorea derzeit auf die Feiern zum 80. Geburtstag des verstorbenen Staatschefs Kim Jong Il im Februar und den 110. Geburtstag des Republikgründers Kim Il Sung im April vor.
Vielen dürfte im Land aber nicht zum Feiern zumute sein. Die Hälfte der Nordkoreaner haben nichts zu essen – das Volk leidet an Hungersnot. Verantwortlich: Eine grosse Dürre und Machthaber Kim Jong-uns Corona-Politik, niemanden und nichts mehr ins Land zu lassen. Vor einiger Zeit gab die Regierung bekannt, dass die Hungersnot vor allem mit wetterbedingten Ernteausfällen zusammenhänge. Das ist aber nur die halbe Wahrheit.
Denn an der Grenze geblockt werden alle Hilfsgüter – auch Düngerlieferungen aus China und Südkorea lehnt Kim Jong Un strikt ab. Um den notwendigen Dünger für die Ernte zu bekommen, rief Kim jüngst die Bevölkerung in Nordkorea dazu auf, häufiger auf die Toilette gehen. (jmh/AFP)