Warum werden unsere Landsleute im Paradies kriminell?
Jetzt spricht der Vertreter der Thailand-Schweizer

Schweizer Männer in Thailand geraten immer wieder in Konflikt mit dem Gesetz. Ein neuer Vorfall, bei dem ein Schweizer einen Einheimischen trat, wirft Fragen auf. Josef Schnyder, Vizepräsident der Swiss Society Bangkok, gibt Einblicke in die Situation.
Publiziert: 19.03.2025 um 17:54 Uhr
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Aktualisiert: 19.03.2025 um 21:54 Uhr
Josef Schnyder, Vizepräsident Swiss Society Bangkok, vertritt die Interessen der Auslandschweizer in Thailand.
Foto: zVg

Darum gehts

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In Thailand, einer Lieblingsdestination von Schweizern, gerät unser Image in Schieflage. Erst kürzlich liess sich ein Schweizer beim mutmasslichen Koks-Konsum filmen und löste damit eine landesweite Debatte über das schlechte Benehmen von Touristen aus. Nur kurz darauf prügelt ein anderer Schweizer einen Einheimischen nach einem Verkehrsunfall zu Boden. Und löste so schon den nächsten Skandal aus.

Nur: Warum drehen Schweizer Touristen und Auswanderer in Thailand durch? Blick hat bei jemandem nachgefragt, der es wissen muss: Josef Schnyder (64) lebt seit 2019 selbst in Thailand und ist Vizepräsident der Swiss Society Bangkok und vertritt als Delegierter die Interessen der Auslandschweizer in Thailand. Er fordert seine Landsleute auf, sich im Ausland zu benehmen: «Dies erwarten auch die Schweizer in der Schweiz von den Ausländern, die in der Schweiz leben.» Der 64-Jährige hat einige Erklärungen, was zu der unschönen Häufung an kriminellen Schweizern führen könnte.

Es gibt überall schwarze Schafe

Als Thailand-Kenner tue es ihm weh, wenn seine Landsleute ins Schlaglicht geraten, sagt Schnyder. Und so gehe es auch den anderen Schweizern in Thailand: «Wir sprechen darüber, wenn wir uns treffen. Es ist natürlich unschön, wenn solche Vorfälle passieren.»

Es gäbe leider auch schwerwiegende Vorfälle, wie etwa denjenigen eines Schweizers, der seine Frau ermordet hat: «Solche Taten sind tragisch und nicht zu entschuldigen. Aber die meisten Thailänder, mit denen ich spreche, haben kein negatives Bild von uns.»

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Ein Schweizer wurde am vergangenen Samstag in Thailand festgenommen. Er lieferte sich eine heftige Schlägerei mit einem Einheimischen nach einem Verkehrsunfall.
Foto: Polizei Pattaya

Dass es aber immer wieder zu Problemen komme, habe laut Schnyder seine Gründe: «Tatsächlich gab es in letzter Zeit einige Schweizer in Thailand, die durch unangemessenes Verhalten in die Schlagzeilen geraten sind. Man findet häufig Berichte über Fehlverhalten von Touristen aller Nationen, was sicherlich auch eine Folge des zunehmenden Massentourismus und möglicherweise der neuen 60-tägigen Visafreiheit ist, die eine Kontrolle der Personen vor der Einreise ausschliesst.» Auch die thailändische Regierung sieht Handlungsbedarf und plant laut Bangkok Post, diese wieder auf 30 Tage zu verkürzen und das lediglich acht Monate nach Einführung der längeren Visa.

Der boomende Tourismus im Zusammenhang mit Alkohol und Drogen spiele ebenfalls eine Rolle, sagt Schnyder: «Viele Touristen kommen nach Thailand, um sich zu amüsieren. Übermässiger Alkohol- und Drogenkonsum - insbesondere seit der Legalisierung von Marihuana vor zwei Jahren - kann hier einen negativen Einfluss haben.»

Gleichzeitig bricht der Auswanderer eine Lanze für die Schweizer. Schnyder möchte die Schweizer nicht als Problemausländer bezeichnet wissen. Im Gegenteil: Gemessen an den bekannten Zahlen würden Schweizer nicht überproportional straffällig: «Als Expat und Tourist muss man sich selbstverständlich an die gesetzlichen Regelungen des Landes halten. Leider gibt es immer schwarze Schafe. Dennoch sollte man die Verhältnismässigkeit sehen: In Thailand leben rund 10'400 Schweizer, hinzu kommen jährlich etwa 200'000 Touristen.» Die allermeisten davon sorgen nicht für Probleme.

Mehrheit der Thailand-Schweizer ist friedliebend

Im Gegenteil. Eine grosse Mehrheit der Thailand-Schweizer sei friedliebend und dankbar in Thailand leben zu können, nicht zuletzt, weil ein gewichtiger Teil der Expats (thailändisch: Farangs) als Rentner im Inselstaat leben: «Von den 10'400 Schweizern in Thailand sind über die Hälfte Rentner, die ein ruhiges Leben abseits von Bars und Touristenzentren führen. Sie halten sich an die Gesetze und integrieren sich gut in die thailändische Gesellschaft. Viele sind mit einer Thailänderin verheiratet, was ihnen Geborgenheit und Sicherheit fürs Alter gibt.»

Persönlich habe er noch nie Anfeindungen wegen seiner Nationalität erlebt. Das Thema sei in der Expat-Community aber präsent: «In meinem persönlichen Umfeld kenne ich allerdings niemanden, der mit dem Gesetz in Konflikt geraten wäre.»

In Schutz nehmen möchte er die Gewalttäter keinesfalls: «Es ist natürlich bedauerlich und nicht entschuldbar, dass ein Schweizer in Thailand eine Straftat begeht. Thailand ist ein wunderschönes Land, die Menschen sind freundlich und hilfsbereit, und wir Farangs müssen dies unbedingt respektieren.»

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