Schon wieder hat ein Eidgenosse einen nationalen Skandal ausgelöst
Das Sündenregister der Schweizer in Thailand

In Thailand hat die Polizei einen Schweizer festgenommen, der in der Öffentlichkeit gekokst hat. Thailänder fordern nun, dass Ausländer generell härter bestraft werden. Blick zeigt das Sündenregister der Schweizer in Thailand auf.
Publiziert: 14.03.2025 um 16:44 Uhr
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Aktualisiert: 15.03.2025 um 10:43 Uhr
Schweizer haben in Thailand keinen guten Ruf. Manfred K. hatte etwa einer Frau auf einer Treppe in den Rücken getreten.

Darum gehts

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Guido FelderAusland-Redaktor

Schläger, Mörder, Pädophile: Immer wieder sorgen Schweizer im Ferienparadies Thailand für negative Schlagzeilen. Zurzeit steht ein Schweizer im Fokus, der in der Öffentlichkeit Kokain konsumiert haben soll. Der Fall führt unter den Thailändern zu kontroversen Diskussionen. Die Veröffentlichung des Videos mit dem koksenden Mann hat in den sozialen Medien zu einer Welle von Kommentaren geführt, wie «Der Farang», die Zeitung für Ausländer in Thailand, schreibt.

Der Kokser ist nicht der einzige Schweizer, der Zoff mit den Strafverfolgungsbehörden hat. Auch ein Mörder, der seine tote Frau versteckt hatte, zwei Pädophile und weitere Kriminelle beschäftigen die Justiz.

Die Polizei in Phuket war erst auf den koksenden Mann aufmerksam geworden, nachdem jemand ein Video mit der Überschrift «Was machst du, Bruder?» gepostet hatte. Der Clip zeigt zwei Männer, von denen sich einer über einen Roller beugt und sich eine Linie reinzieht. Beim gefassten Schweizer war der Drogentest positiv. Die Polizei nahm ihn fest. Mittlerweile ist er aber wieder auf freiem Fuss.

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Die Gefängnisse in Thailand sind berüchtigt.
Foto: LightRocket via Getty Images

Ausländer härter bestrafen

In der Debatte in den sozialen Medien kritisieren viele Nutzer die Polizei, dass sie Ausländer weniger hart bestrafe als Einheimische. Die Rede ist von Doppelmoral.

Der Ärger in den Kommentaren richtet sich auch gegen die abnehmende Qualität des Tourismus. Begünstigt werde diese Tendenz durch das visafreie Einreiseprogramm für verschiedene Länder, das eine Zunahme von auffälligen Touristen fördere. Auch Schweizer können Thailand während 60 Tagen visumsfrei besuchen.

Verhaftete werden vorgeführt

Thailand ist zwar eine Feriendestination mit äusserst zuvorkommenden Menschen und dazu ein Rentnerparadies. Doch die Gesetze sind knallhart. Vergehen wie etwa Majestätsbeleidigung, Sex mit Minderjährigen, Rauchen in Verbotszonen sowie der Konsum oder Besitz von Drogen werden hart bestraft. 2018 wurde nach neun Jahren Aussetzung zum ersten Mal wieder die Todesstrafe vollstreckt. Beim Verurteilten handelte es sich um einen 26-jährigen Thai, der 2002 einen Teenager umgebracht hatte.

Nur schon Verdächtige gehen oft durch die Hölle. Die Polizei stellt Verhaftete in den regionalen Medien wie Trophäen zur Schau. Strafverfahren können lange dauern und führen teilweise zu langen Aufenthalten in Untersuchungsgefängnissen. Anwälte? Gibts, aber sie sind oft teuer und können wenig ausrichten.

Wer schliesslich im Gefängnis landet, hat definitiv nichts mehr zu lachen. Thai-Knasts sind oft massiv überfüllt und schmutzig. Ausländer sind in der Hierarchie weit unten und bekommen das von den Gang-Anführern zu spüren. Laut Amnesty International sterben immer wieder Gefangene unter ungeklärten Gründen.

Immer wieder diese Schweizer

Der öffentliche Kokskonsum ist das vorläufig letzte der Vergehen mit Schweizer Beteiligung. Die Liste mit Schweizer Straftätern ist lang. Ein Auszug:

  • In Pattaya sind Mitte Februar zwei Schweizer wegen Sexualdelikten an Minderjährigen verhaftet worden. Ein 68-Jähriger hatte sich anerboten, einem Mädchen die Ausbildung zu finanzieren, wenn es bei ihm wohnen würde. Ein 41-Jähriger hatte über Tinder eine unter 15 Jahre alte Thailänderin getroffen. Die Ermittlungen laufen.

  • Nach langem Leugnen hat Wolfgang J.* vor einem Jahr gestanden, in der Provinz Nakhon Ratchasima seine thailändische Frau erwürgt und auf einem Maisfeld versteckt zu haben. Die Frau war drei Wochen lang vermisst worden. Sie hatte ein Vermögen von 320’000 Franken hinterlassen, das sie vom ersten Schweizer Mann geerbt hatte. Ein Urteil ist noch nicht veröffentlicht worden.

  • Manfred K.*, der vor einem Jahr einer jungen Ärztin auf einer Treppe in Phuket in den Rücken getreten hatte, ist mangels Beweisen überraschend freigesprochen worden. Allerdings wurde der heute 46-jährige Schweizer abgeschoben.

  • Die Einwanderungsbehörde Chon Buri hat laut «Der Farang» im Februar 2025 einen Schweizer dauerhaft aus Thailand verbannt. Grund ist ein Haftbefehl wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes unter 13 Jahren in Pattaya.

  • Auch wegen Majestätsbeleidigung sass in Thailand schon ein Schweizer im Knast. Der damals 57-jährige Mann hatte 2007 im Vollrausch fünf Porträts des damals herrschenden Bhumibol Adulyadej (1927–2016) mit schwarzer Farbe besprüht. Das Gericht reduzierte die Strafe wegen seines Geständnisses von 20 Jahren auf die Hälfte, der König begnadigte ihn schliesslich.

Acht Schweizer im Knast

Thailand wird für Schweizer immer mehr zum Auswanderungsland. Ende 2023 lebten 10’414 Schweizer da, womit sich diese Zahl innerhalb von 15 Jahren verdoppelt hat. Das EDA hat Kenntnis von acht Schweizer Staatsbürgern, die sich in Thailand in Haft befinden: zwei Personen wegen Drogenvergehen, sechs wegen anderer Delikte. Für sie könnte es im Ferienparadies höchst ungemütlich werden.

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