Ohne Hilfe der privaten Wagner-Armee hätte der russische Präsident Wladimir Putin (70) in der Ukraine bisher eine noch grössere Pleite erlebt. Die Söldnertruppe unter der Führung von Jewgeni Prigoschin (62) hat bei der Invasion viel Vorarbeit für die Russen geleistet.
So reklamiert die Truppe etwa die Eroberung der Städte Bachmut und Soledar für sich. Auch am Gemetzel in Butscha soll sie beteiligt gewesen sein.
Bereits vor wenigen Wochen hatte sich die Wagner-Gruppe von der Front zurückgezogen. Nach der abgeblasenen Rebellion gegen Moskau am Samstag soll sie nun aufgelöst und ein möglichst grosser Teil der Angehörigen in die russische Armee integriert werden.
Russische Front geschwächt
Welche Auswirkung hat das auf den Krieg in der Ukraine? ETH-Militärexperte Mauro Mantovani (58) rechnet mit einem Vorteil für die Ukrainer. Mantovani: «Es dürfte eine Schwächung der russischen Invasoren auf mehreren Ebenen geben: Schwächung der russischen Linien im Donbas, der russischen Luftwaffe sowie auch der Moral der regulären Truppen.»
Seit dem Abzug der Wagner-Gruppe sind laut Informationen britischer Geheimdienste bei den Ukrainern tatsächlich «schrittweise, aber stetige taktische Fortschritte» zu beobachten. Die Einheiten hätten sich in den vergangenen Tagen neu formiert und grössere Offensivoperationen auf den Hauptachsen im Osten und Süden des Landes geführt.
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Dabei hätten sie Erfahrungen aus den ersten beiden Wochen der Gegenoffensive genutzt, um die Taktik für die Angriffe auf die gut vorbereiteten russischen Verteidigungsanlagen zu verfeinern. Die Ukraine selbst meldet mehrere Erfolge, darunter die Rückeroberung eines Gebiets westlich des von Russland besetzten Zentrums von Donezk.
Kadyrow springt ein
Den Platz der Wagner-Gruppe dürfte nun die Truppe des Tschetschenenführers Ramsan Kadyrow (46) übernehmen. Laut des Institute for the Study of War hatte Kadyrow schon vor einigen Tagen erklärt, dass die tschetschenischen Streitkräfte einen neuen Befehl erhalten und die Verantwortung für die Frontlinie im Gebiet Donezk übernommen hätten.
Kadyrow teilte mit, seine Einheiten müssten «aktive Kampfhandlungen» aufnehmen und «eine Reihe von Siedlungen befreien». Dazu habe er die Spezialeinheiten Achmat und Sever-Achmat Richtung Marinka verlegt. Auch in den Oblasten Saporischschja und Cherson würden tschetschenische Truppen im Einsatz stehen.
Grosser Erfolg wird den Truppen aber nicht eingeräumt. Viele Experten sehen die Zeit der privaten Armeen und von Söldnern nach hohen Verlusten abgelaufen.