«25'000 Wagner-Kämpfer verschwinden nicht von heute auf morgen»
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Wagner-Chef vergoldete sich mit dem Krieg die Nase
Prigoschin soll von Russland über 8,7 Milliarden Franken eingestrichen haben

Wagner-Chef Prigoschin verdiente sich eine goldene Nase mit der Söldner-Privatarmee. Vom Staat erhielt er einen fast zweistelligen Milliardenbetrag. Moskau bemüht sich jetzt um die Umschreibung der Geschichte. Prigoschin wird aus der kollektiven Erinnerung gelöscht.
Publiziert: 03.07.2023 um 03:48 Uhr
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Aktualisiert: 03.07.2023 um 12:49 Uhr
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Ein letztes Bild mit dem inzwischen exilierten Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin.
Foto: Kestenholz

Der nach seinem Putschversuch vor einer Woche abgetauchte und womöglich ins Belarus-Exil abgeschobene ehemalige Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin (62) soll Moskaus Staatskasse um umgerechnet 8,7 Milliarden Franken geschröpft haben. Das behauptete ein TV-Moderator in der Sendung «Vesti Nedeli» im russischen Staatssender Rossija 1. Dann sei Prigoschin komplett übergeschnappt, so Dmitri Kisseljow (69), Generaldirektor der staatlichen Nachrichtenagentur Rossija Sewodnja. Es ist unklar, ob darin auch die umgerechnet 2 Milliarden Franken eingerechnet sind, die Prigoschin direkt aus der Moskauer Kriegskasse erhalten habe, wie Präsident Wladimir Putin (70) letzte Woche bestätigte. Sonst wärens insgesamt 10,7 Milliarden Franken, mit denen der Kreml Prigoschin finanzierte.

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Insgesamt 858 Milliarden Rubel soll das Wagner-Imperium um Prigoschin mit von mit dem Staat abgeschlossenen Verträgen bekommen haben, unter anderem mit der lukrativen Versorgung des russischen Verteidigungsministeriums durch Prigoschins Catering-Firma Concord. «Das bedeutet nicht, dass Prigoschin auch so viel verdient hat», so Kisseljow, «aber es spricht dennoch für die Grösse des Geschäfts und das Ausmass der Ambitionen.»

Prigoschin habe «geglaubt», so der prominente Propagandist, «er könne sich sowohl gegen das russische Verteidigungsministerium als auch gegen den Staat und den Präsidenten selbst auflehnen». Der Söldner-Oberboss sei offenbar dem Grössenwahn verfallen. Sein Gefühl, «sich alles erlauben zu können», bestehe bereits seit den Einsätzen seiner Truppe in Syrien und afrikanischen Staaten. Es habe sich jedoch verstärkt, nachdem Wagner-Kämpfer die ukrainischen Städte Soledar und Bachmut eingenommen hatten.

Putin bestätigt Wagner-Milliarden

Mehr als 2 Milliarden Franken habe Prigoschin direkt aus Moskaus Kriegskasse für die Söldnerarmee erhalten, wie Putin vergangene Woche bestätigte. Putin gab damit erstmals zu, was er seit Jahren bestritt: Prigoschins Wagner-Privatarmee sei praktisch vollständig aus dem russischen Haushalt finanziert worden.

Für die Teilnahme von Wagner am Krieg mit der Ukraine hätten die russischen Behörden laut Putin bereits über 200 Milliarden Rubel gezahlt, umgerechnet mehr als 2 Milliarden Franken. «Das Verteidigungsministerium hat die Gruppe vollständig aus dem Staatshaushalt finanziert», zitiert die BBC Putin.

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Demnach habe Wagner von Mai 2022 bis Mai 2023 umgerechnet fast 880'000 Millionen Franken an Sold und Prämien erhalten, zuzüglich 1,12 Milliarden Franken an Versicherungszahlungen, offensichtlich an die Verletzten und Hinterbliebenen von Gefallenen.

Wagner wird Geschichte

Seit dem mutmasslichen Wagner-Aufstand am Samstag vor einer Woche – womöglich war es eine Flucht nach vorn von Prigoschin, um seine eigene Haut zu retten – laufen in Russland grossangelegte Bemühungen, das Söldnernetzwerk auch aus der kollektiven Erinnerung zu löschen.

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Wagner-Firmen wurden liquidiert und Nachrichtenseiten gesperrt, die den Söldnern nahestehen. Letzten Montag war von Prigoschin letztmals zu hören. Seither gilt er als verschollen. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt.

Es gehört auch bezweifelt, dass Prigoschin noch Zugriff auf seine alten Besitztümer hat. Nach seiner eigentlichen Kapitulation kursierten Fotos in sozialen Medien, die seinen beschlagnahmten Pass und Wertgegenstände zeigten. Prigoschin musste sein altes Leben wohl Hals über Kopf zurücklassen. (kes)

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