Kriegspräsident will nach Prigoschin-Revolte Normalität suggerieren
Was ist mit dem Kreml-Führer los? Putin küsst Mädchen und zeichnet

Ein aufgeräumter Putin ohne Berührungsängste: Der sonst hermetisch von der Aussenwelt abgeschirmte Kreml-Führer zeigt sich in diesen Tagen auffällig locker und zugänglich. Putin will nach den Prigoschin-Wirren «business as usual» demonstrieren. Viele durchschauen ihn.
Publiziert: 01.07.2023 um 04:01 Uhr
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Aktualisiert: 01.07.2023 um 09:48 Uhr
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Nach der Prigoschin-Revolte von Freitag auf Samstag zeigt sich Kreml-Chef Wladimir Putin auffallend aufgeräumt.
Foto: Keystone
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Die Gerüchteküche um Russlands angeblich nicht mehr so starken Führer Wladimir Putin (70) brodelt. Spekulationen schiessen ins Kraut, wie angeschlagen Putins Macht ist. Die Nachrichtenagentur Bloomberg titelt: «Putins Versuch, die Autorität des Kremls wiederherzustellen, zeigt Risse.» Ein estnischer Politiker will wissen, dass Putin nach den Prigoschin-Wirren einen Racheakt plant, um Stärke zu beweisen.

Dabei scheint der Kreml-Oberboss derzeit geradezu auffallend darum bemüht, zu zeigen, dass im Kreml «business as usual» herrscht. Am Donnerstag besuchte Putin eine Messe in Moskau. Kurzerhand nahm er einen Stift in die Hand und zeichnete eine Karikatur auf das brandneue Whiteboard eines Ausstellers. Unter das Gesicht setzte Putin seinen Namen. Anwesende klatschten Beifall, wie die Nachrichtenagentur Tass berichtet. Was vom russischen Präsidenten mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck quittiert wurde.

Kreml-Chef zeichnet Karikatur auf Bildschirm
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Putin gibt sich nahbar:Kreml-Chef zeichnet Karikatur auf Bildschirm

Russen rätseln

Tass nennt Putins Karikatur ungewöhnlich. Die Russen rätseln, was Putin da gezeichnet haben könnte. Man spricht nicht mehr vom Wagner-Aufstand, sondern vom verwunderlichen, aufgeräumten Putin.

Die Zeichnung gebe wohl Aufschluss über Putins Fernsehvorlieben, meinen viele. Das sei die berühmte Zeichentrickfigur Spongebob, zu Deutsch Schwammkopf. Die US-Zeichentrickserie wird in Russland seit 2000 ausgestrahlt – dem Jahr, als Putin erstmals zum Präsidenten des Landes aufstieg.

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Dass Putin tags zuvor bei einem Blitzbesuch in der russischen Kaukasus-Republik Dagestan Selfies mit Wildfremden machte, sei nichts als ein bemühter Versuch, Normalität zu demonstrieren: Putin tut sein Bestes, um zu zeigen, dass alles beim Alten ist, sagen Beobachter.

Wohl Propaganda

Insbesondere die Art, wie Putin am Mittwoch in Dagestan das Bad in der jubelnden Fanmenge genoss, trug die deutliche Propaganda-Handschrift des Kremls. Bilder und Videos zeigen, wie Putin bei der Begrüssung Hände schüttelt, für Selfies strahlt und den Kopf eines Schulmädchens küsst.

Der sonst hermetisch von der Aussenwelt abgeschirmte Kriegspräsident ohne Berührungsängste: Internet-User sind sich einig, dass Putin hier ein Double vorschob.

Was tatsächlich hinter den Mauern des Kremls vorgeht, darüber dürften Spekulationen noch eine Weile aus dem Ruder laufen.

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