Vorbild Italien
Überbelegte Spitäler, Notfall-Einsätze rund um die Uhr, gegen 36’000 Tote: Als erster Hotspot in Europa wurde unser südlicher Nachbar von Corona überrollt und lahmgelegt. Die massive Krise hat die Italiener aber vorsichtig und demütig gemacht. Masken und Desinfektionsmittel gehören selbstverständlich zum Alltag, Corona-Skeptiker sieht man kaum. Niemand spricht beim Lockdown von einer Einschränkung der Grundrechte, zu gross ist das Leid, welches das Virus verursacht hat. Die Anzahl Neuinfektionen hat wieder leicht zugenommen. Über dem Berg ist auch Italien noch nicht, aber seine Corona-Bekämpfung ist nach dem grossen Schock vorbildlich.
Fälle: 304'323 (Stand 25. September)
Tote: 35'781
Einreise Italien: keine Beschränkungen
Rückreise aus Italien: Beschränkungen für Reisende aus Ligurien
Hotspots in Deutschland
In Deutschland machten vor allem Corona-Ausbrüche in Unternehmen von sich reden. Allein beim Fleischbetrieb Tönnies in Nordrhein-Westfalen zählte man 1413 Mitarbeiter, die sich infiziert hatten – unter anderem deshalb, weil sie zum Schweigen aufgefordert worden waren und sich das Virus so verbreiten konnte. Deutschland scheint die Pandemie mit strenger Maskenpflicht jedoch relativ gut im Griff halten zu können. In den vergangenen Tagen steigen die Fälle in gewissen Regionen wie Bayern und Berlin sowie – etwas schwächer – Hamburg und Nordrhein-Westfalen wieder an.
Fälle: 281'503
Tote: 9'520
Einreise Deutschland: Keine Beschränkung ausser für Personen aus den Kantonen Freiburg, Waadt und Genf (Quarantäne oder Vorweisung eines negativen Tests, der höchstens 48 Stunden alt ist)
Rückreise aus Deutschland: Keine Beschränkungen
Rekord-Hoch in Frankreich
16'096 neue Fälle allein am Donnerstag: Frankreich verliert die Kontrolle über das Virus. Vermutlich grassiert es schon länger, nur hatte man es wegen der geringen Testkapazitäten am Anfang nicht richtig erfasst. Um die Ausbreitung einzudämmen, hat die Regierung am Mittwoch vor allem in Grossstädten die Massnahmen verschärft. Unter anderem müssen im am stärksten betroffenen Marseille ab Samstag alle Bars und Restaurants schliessen, in Paris und andern Städten wird die Polizeistunde vorverlegt. Der Druck auf die Intensivstationen steigt dermassen, dass wieder nicht zwingende Operationen abgesagt werden müssen.
Fälle: 497'237
Tote: 31'511
Einreise Frankreich: keine Beschränkungen
Rückreise aus Frankreich: Quarantänepflicht für mehrere französische Regionen sowie Überseegebiete
Chaos in Spanien
Die Pandemie hat Spanien in ein Chaos gestürzt. Menschen in Altersheimen wurden sich selbst überlassen, Eisstadien und andere Gebäude zu Leichenhallen umfunktioniert. Grossanlässe wie Fussballspiele, Feste und der Parteitag der rechtsextremen Vox Anfang März sorgten für die schnelle Verbreitung des Virus. Massnahmen dämmten die Pandemie vorerst ein, aber wie kaum in einem andern Land hat die zweite Welle heftig zugeschlagen und die Anzahl neuer Fälle mit 11'289 an einem Tag über den Rekord im Frühling steigen lassen. Seit Anfang Woche herrscht in einigen Vierteln der Hauptstadt Madrid Ausgangssperre. Da es vor allem Arbeiterviertel betrifft, nennen sie Kritiker «Quarantäne für die Armen».
Fälle: 704'209
Tote: 31'118
Einreise Spanien: keine Beschränkungen
Rückreise aus Spanien (inkl. Kanarische Inseln): Quarantänepflicht
Angst in Österreich
Eine Trillerpfeife steht für den Anfang der Corona-Krise in Österreich. An Après-Ski-Partys in Ischgl heizten Barmitarbeiter mit Pfeifen die Stimmung an und sorgten dafür, dass sich das Virus über Touristen in Europa – vor allem in Deutschland und Skandinavien – verbreiteten konnte. Kanzler Sebastian Kurz (34) fackelte nicht lange, liess als erstes Land Europas Grenzen sperren. Österreich kam mit bisher 783 Toten relativ glimpflich davon. Inzwischen steigen die Zahlen vor allem in Wien wieder an. Mit ängstlichem Blick auf den Spreader-Ort Ischgl heisst es für die kommende Ski-Saison: Skivergnügen ja, aber definitiv ohne Après-Ski!
Fälle: 41'500
Tote: 786
Einreise in Österreich: keine Beschränkungen
Rückreise aus Österreich: Beschränkungen für Reisende aus Wien, Niederösterreich und Oberösterreich (Quarantäne)