Die Flotte der Kampfflieger Tu-22M gilt als das Herzstück der russischen Luftwaffe. Laut Expertenschätzungen umfasst die Flotte rund 60 der im Westen «Backfire» getauften Überschallbomber, die auch problemlos bis nach Europa oder in die USA fliegen könnten.
Nun ist die Flotte um einen dieser Flieger ärmer: Am Samstag stand ein Tu-22M-Modell auf einem Luftwaffenstützpunkt südlich von St. Petersburg in Flammen. Getroffen durch eine ukrainische Drohne – 650 Kilometer von der Grenze entfernt. Dass der Jet dennoch zerstört wurde, legt Lücken in der russischen Luftabwehr offen.
Flieger gilt als fast unzerstörbar
Es ist erst das zweite bekannte Mal, dass ein russischer Kampfflieger des Typs Tu-22M zerstört wurde. Das erste Mal wurde 2008 ein Exemplar im Kaukasuskrieg in Georgien abgeschossen. Backfire gilt aufgrund der seltenen Abschüsse als nahezu unverwundbar.
Der entscheidende Vorteil ist, dass russische Raketen eine krasse Reichweite haben. Der Marschflugkörper Ch-101 fliegt bis zu 2800 Kilometer weit. Backfire muss also nicht mal den russischen Luftraum verlassen, um gegnerische Ziele zu beschiessen.
Enorme Reichweite und verdammt schnell
Doch weit fliegen könnte Tu-22M durchaus – extrem weit sogar. Ohne Bomben an Bord kommt «Backfire» mit seiner vierköpfigen Besatzung bis zu 7000 Kilometer weit. Problemlos würde der Flieger damit Europa, aber auch die USA erreichen.
Bei voller Ladung schrumpft die Reichweite auf 2400 Kilometer, womit das Modell als «Mittelklassebomber» gilt. Extrem schnell ist Tu-22M ausserdem auch noch: Der Überschallflieger erreicht Spitzengeschwindigkeiten von 2327 km/h.
24 Tonnen Bomben kann die russische Armee damit transportieren
Die Ladefähigkeit ist ebenfalls beachtlich: 24 Tonnen Bomben kann die russische Armee damit transportieren. Dabei wird der Kampfjet meist mit FAB-250- und FAB-1500-Bomben ausgerüstet. Diese Allzweckbomben sind zwar alt, aber dafür umso verheerender bei ihrer Detonation. Daneben kann die Tupolew auch Hyperschallraketen vom Typ Kh-47M2 mit nuklearen Sprengköpfen befördern.
Damit ist die Tu-22M ein beängstigendes Instrument in Russlands Waffenarsenal. Die lang umkämpfte ukrainische Hafenstadt Mariupol hat die russische Armee mit diesen Fliegern bombardiert. Auch in Syrien, Afghanistan und dem Kaukasus kam der Bomber schon zum Einsatz.
Für die ukrainische Armee ist die Zerstörung zumindest eines Jets ein Erfolg. Verletzte gab es bei der Drohnenattacke laut Angaben des russischen Verteidigungsminsiterium keine. (dru)