Von Trumps Geheimtipps bis zur Erektionspille
Diese Corona-Wundermittel wurden auch schon gefeiert

Ob Pflanzen oder chemische Mischungen: Schon viele Präparate wurden als Wundermittel gegen Corona angepriesen. BLICK zeigt, welche Erfolg haben könnten und von welchen man besser die Finger lassen sollte.
Publiziert: 14.09.2020 um 14:38 Uhr
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Aktualisiert: 24.02.2021 um 11:24 Uhr
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Weltweit wird an einem wirksamen Mittel gegen Corona geforscht.
Foto: imago
Guido Felder

Hydroxychloroquin – Trumps Wundermittel

Das Malariamittel wurde bekannt, weil es US-Präsident Donald Trump (74) es wochenlang anpries und irgendwann sogar behauptete, es selber als Anti-Coronamittel einzunehmen. Doch die US-Arzneimittelbehörde machte klar, dass Hydroxychloroquin gegen das Coronavirus nicht helfe, sondern im Gegenteil schaden und unter anderem zu Herzrhythmusstörungen sowie starkem Blutdruckabfall und Muskel- oder Nervenschäden führen könne. Studien, an denen auch Schweizer Forscher mitarbeiteten, bestätigten die Wirkungslosigkeit.

Favipiravir – Das russische Grippemittel

Die russischen Behörden hatten Ende Mai ein Medikament mit der Bezeichnung Favipiravir zugelassen. Die Rezeptur basiert auf dem japanischen gleichnamigen Influenza-Mittel, das unter der Handelsmarke Avigan bekannt ist. Erlaubt ist die Anwendung gegen neue Influenzaviren, aber auch in Fällen, wo andere Medikamente nicht mehr wirken, also als letztes Mittel. Wegen möglicher Missbildungen bei Neugeborenen dürfen es schwangere und stillende Frauen nicht einnehmen.

Remdesivir – Das Zugelassene

Seit Anfang Juli ist das virenhemmende Medikament Remdesivir in bestimmten Fällen in Europa zugelassen – auch in der Schweiz. Laut einer neuen Publikation im Amerikanischen Ärzteblatt hat es aber die Erwartungen nicht erfüllt. Es konnte zwar mit einer verkürzten fünftägigen Behandlung die klinische Situation von Patienten ohne Sauerstoffbedarf verbessern. Die Unter­schiede zur Standardtherapie waren jedoch gering.

Dexamethason – Regler des Immunsystems

Eine Studie von Forschern der Universität Oxford lieferte Indizien dafür, dass Dexamethason die Sterberate von Intensivpatienten signifikant senkt. Das Mittel bekämpft nicht das Virus selbst, sondern bremst die in vielen schweren Fällen überschiessende Reaktion des Immunsystems. Bei Patienten, die keine Sauerstoffgabe benötigten, zeigte eine Behandlung mit Dexamethason keine positive Wirkung.

Beifuss – Am besten mit Kaffee

Seit April gibt es in Afrika einen regelrechten Hype um die Pflanze Artemisia Annua – das ist der einjährige Beifuss. Das Malariamittel wird inzwischen auch vom deutschen Max-Planck-Institut erforscht. In den durchgeführten Studien hätten die Extrakte eine gute Wirkung gezeigt und das Wachstum des Covid-19-Virus deutlich gemindert. Am besten wirkte der ethanolische Extrakt in Kombination mit Kaffee.

Oleandrin – Trumps neuer Geheimtipp

Offenbar setzt US-Präsident Donald Trump nach der Enttäuschung mit Hydroxychloroquin auf ein weiteres Mittel: Oleandrin, einen Extrakt aus der Oleanderpflanze. Zufälligerweise hat Trumps finanzkräftiger Unterstützer Mike Lindell in die Arznei investiert. Hohe Regierungsmitarbeiter sollen bestätigt haben, dass es im Weissen Haus Gespräche über Oleandrin gebe. Es heisst, man könne damit Covid-19-Patienten innert zwei Tagen heilen. Beweise dafür hat noch niemand geliefert.

Aviptadil – das Potenzmittel

Auch die Biotechfirma Relief Therapeutics mit Sitz in Genf feiert angeblich mit einem Corona-Mittel Erfolge. RLF-100 oder Aviptadil ist ein Medikament, das eigentlich gegen Erektionsstörungen entwickelt wurde. Es gilt als das erste Medikament, dass die Vermehrung des Coronavirus in menschlichen Lungenzellen und Monozyten blockiert. In den USA hat Aviptadil das beschleunigte erweiterte Zulassungsverfahren erhalten.

Mundwasser – der Rachenfeger

Ein Forscherteam aus Grossbritannien hat eine Studie zu Mundspülung veröffentlicht: Darin heisst es, dass es sich wegen der hohen Virenlast im Mund-Rachen-Raum lohne «weiter zu erforschen, ob orale Spülungen als potenzieller Weg zur Verringerung der Übertragung von Sars-CoV-2 in Erwägung gezogen werden sollten». Die ersten Testergebnisse könnten als Erfolg interpretiert werden, so die Forscher.

Natriumchlorit – das tödliche Bleichmittel

Dieses angebliche Wundermittel sei hier nur der Vollständigkeit aufgeführt – denn anders als die oben aufgeführten Mittel hat es keine seriöse Stelle je empfohlen. In den USA starben denn auch mehrere Menschen, als sie ein Gemisch von Natriumchlorit (nicht zu verwechseln mit dem Kochsalz Natriumchlorid) mit Zitronensäure und Wasser einnahmen. Das Mittel wurde durch die eigens dazu gegründete Sekte «Genesis II Kirche der Gesundheit und Heilung» hergestellt und vertrieben. Im Körper wird Natriumchlorit zu Chlordioxid, das in der Industrie zum Bleichen von Bekleidung und Papier verwendet wird und die Schleimhäute verätzt. Tatsächlich, auf Oberflächen tötet Bleichmittel Coronaviren ab, was wohl zu der Wundermittel-Legende führte. Doch vor der Einnahme der «Miracle Mineral Solution» (Wunder-Minerallösung) wird von allen Behörden der Welt gewarnt.

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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