Nach Ausbruch des Coronavirus wurden viele Menschen mit dem Malariamittel Hydroxychloroquin behandelt. Jedoch zweifelte man schnell an der Wirksamkeit dieses Medikaments, da Analysen zu kontroversen Ergebnissen führten.
Nun ist die Wirkungslosigkeit bestätigt. Forschende, zu denen auch die Universitäten Neuenburg und Lausanne gehören, werteten die Studien von rund 33'000 Patienten aus, die allesamt mit Hydroxychloroquin behandelt wurden: Sie kamen zum Schluss, dass die Behandlung der Patienten mit dem Mittel die Sterblichkeit der Patienten weder erhöht noch senkt.
Erste Studien wegen Betrugsverdacht zurückgezogen
Dieser Fakt wurde anschliessend in der Fachzeitschrift «Clinical Microbiology and Infection» publiziert. «Hydroxychloroquin wurde anfänglich in grossem Umfang mit oder ohne dem Antibiotikum Azithromycin verabreicht», sagt der Mitautor Matthieu Mulot , Biologe und Statistiker an der Uni Neuenburg, gemäss der Mitteilung. Die Studie belegt sogar, dass die Kombination aus diesen beiden Stoffen das Sterberisiko um fast 30 Prozent erhöht.
Viele klinische Studien mit Hydroxychloroquin wurden Ende Mai gestoppt, nachdem Forscher aus der Schweiz und den USA eine negative Studie veröffentlicht hatten. Zwar wurde diese kurz darauf wegen Betrugsverdacht zurückgezogen. Aber Ergebnisse einer britischen sowie eine Basler Studie bestätigten später ebenfalls die Wirkungslosigkeit des Malariamittels.
«Ich vertraue in Hydroxychloroquin. Was ist mit dir?»
US-Präsident Donald Trump machte Schlagzeilen, indem er mehrfach behauptete, dass Hydroxychloroquin ein «Geschenk Gottes» sei. Dies hatte zur Folge, dass ein 68-Jähriger Mann starb und seine Frau in ein Spital eingewiesen wurde, weil sie Hydroxychloroquin eingenommen haben.
Laut ZDF erhielt Trump bei seinen Aussagen ordentlich Rückenwind durch die umstrittene Ärztin Stella Immanuel. Diese machte zusammen mit der Gruppe «Americas Frontline Doctors» auf sich aufmerksam, indem sie behauptete, sie habe mit Hydroxychloroquin enormen Erfolg mit Hunderten Patienten. Ausserdem wies sie auch darauf hin, dass es keinen Grund gebe, Schutzmasken zu tragen.
Auch der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro (65) warb für das angebliche «Heilmittel». Er filmte sich, wie er eine Tablette einnimmt und erzählt: «Ich fühle mich sehr gut. Das Heilmittel Hydroxychloroquin wirkt also. Ich vertraue in Hydroxychloroquin. Was ist mit dir?» (myi/SDA)
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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