Vor wenigen Tagen gab der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes (HUR) dem «Philadelphia Inquirer» ein Interview. Kyrylo Budanow (38), sagte in dem Gespräch, die beste Taktik der Ukraine sei es, die Krim von den russischen Waffenlieferungen abzuschneiden. «Wir müssen alles tun, um es umzusetzen», so Budanow, der im gleichen Atemzug die vollständige Zerstörung der Kertsch-Brücke nannte, die das russische Festland mit der Krim verbindet.
Wie ernst es Budanow mit der Krim-Mission meint, zeigt eine HUR-Bekanntmachung vom Montag. Die ukrainischen Streitkräfte haben drei Angriffsschiffe des Typs CB90 erhalten.
Vielseitig und blitzschnell
Spendiert wurden die militärischen Schnellboote von der Initiative «Steelfront», zu Deutsch: «Stahlfront», des ukrainischen Milliardärs Rinat Achmetow (57). Achmetow gilt mit einem Vermögen von umgerechnet rund 3,7 Milliarden Franken als reichster Ukrainer. Eines der Boote kostet rund 1,89 Millionen Schweizer Franken.
Die Angriffsboote, die vom schwedischen Unternehmen Dockstavarvet hergestellt werden, macht vor allem ihre Vielseitigkeit gefährlich – und die Schnelligkeit.
Die CB90-Schiffe bringen es auf eine Höchstgeschwindigkeit von 40 Knoten (74 km/h). Sie können als Angriffs- und Küstenschutzboote, als Patrouillenboote oder als Unterstützungsschiffe für Spezialoperationen eingesetzt werden. Aufklärungs-, Überwachungs- und Informationsbeschaffungsoperationen sind mit den Booten ebenso kein Problem wie schnelle Truppen-Landungen und -abholungen in Küstengebieten. Die US-Marine nutzt die CB90-Wasserfahrzeuge zum Teil auch als Kommando-Boote.
Das ist der grosse Nachteil der CB90-Schiffe
Bis zu 21 Infanteristen finden in einem einzelnen Boot Platz. Hinzu kommen zwei Schiffskapitäne und ein Maschinist. Bewaffnet sind die Militärboote mit Maschinengewehren und Granatwerfern.
«Steelfront» veröffentlichte nach der Übergabe der Schiffe ein Video, in dem mehrere ukrainische Soldaten zu Wort kommen. «Wir werden die Boote auf der Krim einsetzen, um den Feind zu bekämpfen», verspricht einer von ihnen.
Die zugunsten der hohen Schnelligkeit vergleichsweise schwache Panzerung, die nur gegen Kleinwaffenfeuer und Splitter schützt, könnte sich mitunter als Nachteil erweisen. Aber selbst wenn eines der Boote von den Russen versenkt werden sollte, können die Ukrainer unbesorgt sein. Schweden hat bereits angekündigt, zehn weitere Boote desselben Typs liefern zu wollen. In Kombination mit den von den USA gelieferten ATACMS-Langstreckenraketen könnte Budanows Vision von der Zerstörung der Krim-Brücke so schon bald Wirklichkeit werden.