Als einen von mehreren Gründen führte die israelische Tageszeitung «Haaretz» (Samstag) an, Israel sei vom Umfang der Hamas-Tunnel im Gazastreifen überrascht worden.
Die unterirdischen Gänge sind demnach ausgeklügelter als vermutet. Die Führungsspitze der Terrororganisation Hamas sei darin relativ gut vor Angriffen geschützt. Sie umgebe sich vermutlich mit den aus Israel verschleppten Geiseln. Es sei aus diesen Gründen schwierig, sie zu besiegen, schrieb das Blatt. Neben der Zerstörung der islamistischen Hamas will Israel mit dem Krieg auch die Freilassung aller in den Gazastreifen verschleppten Geiseln erreichen.
Hamas gibt nicht auf
Die Zerstörung der freigelegten Tunnel dauere zudem länger, als es der für den Militäreinsatz angedachte Zeitplan vorgesehen habe, hiess es in dem Bericht weiter.
In den ersten beiden Monaten des Krieges habe es auch die Annahme gegeben, die Hamas werde aufgrund der hohen Verluste in ihren Reihen aufhören zu kämpfen. Dies sei nicht passiert, und es sei zweifelhaft, ob dies noch geschehen werde.
Mitglieder des militärischen Arms der Hamas kämpften nach der Zerschlagung ihrer Bataillone im Norden des Gazastreifens nun als Guerilla-Truppen weiter, hiess es weiter. Die Terroristen tauchten dabei aus Tunneln auf und griffen israelische Soldaten an. Fast täglich verlange dies der Armee einen Preis ab, schrieb die «Haaretz» weiter.
Gaza-Bevölkerung erhebt sich nicht gegen Hamas
Auch die Bevölkerung im Gazastreifen erhebt sich demnach trotz der katastrophalen humanitären Lage nicht gegen die Hamas. So hätten die Menschen trotz des Kontrollverlusts im Norden des Küstenstreifens noch immer Angst vor der Organisation, die dort 2007 gewaltsam die alleinige Macht an sich riss. Ausserdem sei der Hass auf Israel wohl noch immer grösser als die Wut auf die Führung der Hamas, mutmasste die Zeitung.
Obwohl die Verluste der Hamas deutlich grösser als auf israelischer Seite seien, fällt es Israel laut der «Haaretz» schwer, einen strategischen Sieg zu erreichen. Es bestehe die Gefahr, dass die Kämpfe stagnierten.
Auslöser des Gaza-Kriegs war der Terrorangriff der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Palästinensergruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres. Sie ermordeten mehr als 1200 Menschen. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 23'800 Menschen getötet. Das entspricht etwas einem Prozent der Bevölkerung im Gazastreifen.
Angesichts der auch hohen Zahl ziviler Opfer und der katastrophalen humanitären Lage in dem abgeriegelten Küstengebiet ist Israel international immer mehr in die Kritik geraten. Am Sonntag dauert der Gaza-Krieg 100 Tage. (SDA)