Darum gehts
Israel nimmt Angriffe im Gazastreifen wieder auf
Hamas vermeldet zahlreiche Tote, unter ihnen auch Führungsleute
US-Streitkräfte führen auf Geheiss von Trump grossangelegte Militärschläge im Jemen aus
Hamas lehnt Entwaffnung ab
Die Hamas lehnt die von Israel erhobene Forderung nach einer Entwaffnung der islamistischen Miliz im Gazastreifen als Voraussetzung für eine Waffenruhe ab. Die Hamas-Delegation sei «überrascht» gewesen, als sie von den ägyptischen Vermittlern mit dem israelischen Vorschlag konfrontiert worden sei, sagt ein namentlich nicht genannter Funktionär der Organisation dem arabischen TV-Sender Al-Dschasira. Für die Hamas sei dies «völlig inakzeptabel».
Israel und die Hamas verhandeln indirekt über eine weitere Waffenruhe im Gaza-Krieg. Dabei vermitteln Ägypten, Katar und die USA. Inhaltlich geht es um die Freilassung der letzten israelischen Geiseln aus der Gewalt der Hamas, die Entlassung palästinensischer Gefangener aus israelischen Gefängnissen und die Wiederaufnahme der von Israel blockierten Hilfslieferungen für die notleidende palästinensische Bevölkerung in dem abgeriegelten Küstenstreifen.
Die letzte Waffenruhe endete vor knapp einem Monat, nachdem sich Israel und die Hamas nicht auf die Modalitäten für die nächste Phase der Waffenruhe hatten einigen können. Schon zuvor hatte Israel die Hilfslieferungen in den Gazastreifen komplett gestoppt.
Wichtigster strittiger Punkt ist, dass die Hamas darauf besteht, dass sich Israel nach der Freilassung der letzten Geiseln militärisch aus dem Gazastreifen zurückzieht und den Krieg beendet. Der jüdische Staat will hingegen eine dauerhaftere militärische Präsenz in Teilen des Küstengebiets aufrechterhalten. Ausserdem will Israel die Hamas entwaffnet sehen und erreichen, dass die Führer der Organisation ins Exil gehen.
Israel rechtfertigt Attacke auf Krankenhausgebäude in Gaza
Israels Regierung hat gereizt auf eine deutsche Stellungnahme zum Angriff der israelischen Streitkräfte auf ein Krankenhausgebäude im Norden des umkämpften Gazastreifens reagiert. Es habe sich um einen «präzisen Angriff» auf ein einzelnes Gebäude gehandelt, das von der islamistischen Hamas als Kommando- und Kontrollzentrum genutzt worden sei, schrieb das israelische Aussenministerium auf der Plattform X. Es reagierte damit auf einen englischsprachigen X-Beitrag aus dem Hause der geschäftsführenden deutschen Aussenministerin Annalena Baerbock.
In der Stellungnahme des Auswärtigen Amts heisst es: «Der grausame Hamas-Terror gehört bekämpft. Aber humanitäres Völkerrecht gilt, mit besonderer Schutzverpflichtung für zivile Orte. Wie soll ein Krankenhaus in weniger als 20 Minuten evakuiert werden?» Baerbock selbst schrieb dies auf ihrem eigenen X-Account auch auf Deutsch.
Anerkennung Palästinas? Netanyahu wirft Macron Realitätsferne vor
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu hat Äusserungen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron über eine mögliche Anerkennung Palästinas als Staat kritisiert. Macron begehe einen schweren Fehler, wenn er weiterhin die Idee eines palästinensischen Staates propagiere, schrieb Netanyahu am Sonntagabend auf der Plattform X. Israel werde seine Existenz nicht aufgrund «realitätsferner Illusionen» aufs Spiel setzen und sich auch keine Moralpredigten für die Gründung eines palästinensischen Staates gefallen lassen, der die Existenz Israels gefährden würde.
Macron hatte vor wenigen Tagen in einem Interview des Senders France 5 in Aussicht gestellt, dass Frankreich im Juni einen palästinensischen Staat anerkennen könnte. Er machte deutlich, dass er zugleich anstrebt, dass propalästinensische Staaten Israel anerkennen. Er äusserte das Ziel, dass bei einer gemeinsam mit Saudi-Arabien geleiteten Konferenz im Juni diese "wechselseitige Anerkennung" durch mehrere Staaten erfolgen könne.
«Ja zu palästinensischem Staat ohne die Hamas»
Auf der Plattform X unterstrich er später Frankreichs Position für eine sogenannte Zweistaatenlösung: «Ja zum Frieden. Ja zur Sicherheit Israels. Ja zu einem palästinensischen Staat ohne die Hamas.» Er forderte einen sofortigen Waffenstillstand im Gaza-Krieg und ein sofortiges Ende der israelischen Blockade von Hilfslieferungen in den Küstenstreifen - und das Streben nach einer politischen Lösung des Nahost-Konflikts.
Fast 150 UN-Mitgliedstaaten haben Palästina als Staat anerkannt. Wichtige westliche Länder gehören aber nicht dazu, darunter auch die UN-Vetomächte USA, Frankreich und Grossbritannien sowie Deutschland. Israel wird etwa von Saudi-Arabien, dem Irak und Syrien nicht anerkannt.
Mit dem Begriff Zweistaatenlösung ist ein unabhängiger palästinensischer Staat gemeint, der friedlich Seite an Seite mit Israel existiert. Netanyahu lehnt eine Zweistaatenlösung ebenso wie die islamistische Palästinenserorganisation Hamas, gegen die Israel im Gazastreifen kämpft, ab.
WHO: Kind nach israelischem Angriff auf Krankenhaus im Gazastreifen gestorben
Nach dem Angriff auf ein Krankenhaus im Gazastreifen ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein Kind gestorben. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus erklärte am Sonntag, das Kind sei «aufgrund der Unterbrechung der Behandlung» im Al-Ahli-Krankenhaus gestorben. Darüber habe der Krankenhausdirektor die WHO informiert. Bei dem Angriff seien die Notaufnahme, das Labor, die Röntgengeräte der Notaufnahme und die Apotheke der Klinik zerstört worden.
Das Al-Ahli-Krankenhaus in der Stadt Gaza war nach palästinensischen Angaben in der Nacht bei einem israelischen Luftangriff getroffen und teilweise zerstört worden. Wie die Zivilschutzbehörde der radikalislamischen Hamas mitteilte, erfolgte der Angriff nur wenige Minuten nach einer Warnung der israelischen Armee, «das Gebäude zu evakuieren». Die israelische Armee erklärte, in dem Krankenhaus habe sich eine «Kommandozentrale» der Hamas befunden.
Nach Angaben von WHO-Chef Tedros hat das Al-Ahli-Krankenhaus nach dem Angriff 50 Patienten in andere Krankenhäuser verlegt. 40 schwer kranke Patienten konnten demnach aber nicht verlegt werden. Tedros fügte hinzu, «Wir wiederholen noch einmal: Patienten, medizinisches Personal und Krankenhäuser müssen geschützt werden. Die Blockade der Hilfslieferungen muss aufgehoben werden. Waffenstillstand.»
Palästinenser: Nach Beschuss von Rettungswagen vermisster Helfer in israelischem Gewahrsam
Der palästinensische Rote Halbmond (PRCS) wirft Israel vor, seit dem Beschuss eines Rettungswagens im Gazastreifen im März einen der Sanitäter in Gewahrsam zu halten. «Wir sind vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz darüber in Kenntnis gesetzt worden, dass der Sanitäter Asaad al-Nsasrah von den israelischen Besatzungsbehörden festgehalten wird», erklärte der PCRS am Sonntag.
Weiter hiess es, vier Wochen nach dem Angriff mit 15 Todesopfern sei das Schicksal des Mannes nun endlich geklärt. Al-Nsasrah sei bei der «Ausübung seiner humanitären Pflichten gewaltsam entführt worden», erklärte der PCRS weiter. Die Organisation rief die internationale Gemeinschaft auf, die israelischen Behörden zu seiner Freilassung zu drängen.
Das israelische Armee verwies auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP auf eine frühere Erklärung von Armeechef Ejal Samir, der am vergangenen Montag eine «tiefergehende Untersuchung» des am 23. März erfolgten Angriffs auf den Rettungswagen angekündigt hatte.
Der israelische Angriff erfolgte nach bisherigem Erkenntnisstand in zwei Phasen. Das israelische Militär hatte nach Bekanntwerden des Vorfalls zunächst erklärt, die Soldaten, die auf den Rettungswagen feuerten, hätten gedacht, sie hätten es mit «Terroristen» zu tun. Ein von einem der getöteten Sanitäter gedrehtes Video widerlegte diese Darstellung jedoch. Die Krankenwagen sind auf den Aufnahmen mit eingeschaltetem Blaulicht und Scheinwerfern zu sehen.
Grossflächiger Sirenenalarm in Israel nach Raketenangriffen aus dem Jemen
Am Sonntagnachmittag kommt es in Israel zu einem grossflächigen Sirenenalarm. Ein Militärsprecher teilte mit, nach den bisherigen Erkenntnissen sei eine Rakete aus dem Jemen abgefeuert und vermutlich erfolgreich abgefangen worden. Angaben zu Sachschaden oder Verletzten gab es zunächst nicht.
Die proiranische Huthi-Miliz im Jemen feuert regelmässig Raketen auf Israel ab. Die betroffenen Regionen des Raketenalarms umfassten unter anderem Tel Aviv und Jerusalem, wie die «Times of Israel» berichtet.
Israels Luftwaffe greift über 90 Ziele im Gazastreifen an
Die israelische Luftwaffe hat nach Angaben eines Militärsprechers in den vergangenen 48 Stunden mehr als 90 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Attackiert wurden Waffenlager, Terrorzellen und Anlagen, von denen am Samstag Geschosse in Richtung Israel abgefeuert worden waren, hiess es. In der Nacht zu Sonntag sei ausserdem ein Kommando- und Kontrollzentrum der Hamas angegriffen worden. Im Norden des Gazastreifens seien mehrere Terroristen getötet worden, die versucht hätten, einen Sprengsatz im Boden zu platzieren.
Auch die Bodenoffensive im Gebiet von Rafah und dem sogenannten Morag-Korridor im Süden des Gazastreifens wurde den Angaben zufolge fortgesetzt. Am Sonntagnachmittag warnte die Armee erneut die Einwohner von Chan Junis im Süden des Küstenstreifens vor einem bevorstehenden Angriff und forderte sie auf, sich zu Schutzräumen zu begeben. Es werde mit extremer Gewalt gegen alle Ziele vorgegangen, von denen aus Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert wurden.
Letztes vollständig funktionsfähige Spital in Gaza nach Luftangriff zerstört
Nach vorerst nicht bestätigten Berichten ist nun klar: Bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen ist ein Krankenhaus getroffen und teilweise zerstört worden. Die israelische Luftwaffe hat nach Mitternacht ein Gebäude des Al-Ahli-Krankenhauses in Gaza-Stadt angegriffen, erklärte die Zivilschutzbehörde der radikalislamischen Hamas am Sonntag. Das Spital soll das letzte vollständig funktionsfähige Krankenhaus in Gaza gewesen sein. Die israelische Armee teilte der Nachrichtenagentur AFP mit, in dem Krankenhaus habe sich eine Kommandozentrale der Hamas befunden. Erst am Samstag hatte die Armee angekündigt, ihren Einsatz im Gazastreifen nochmals auszuweiten.
Der Luftangriff erfolgte nach Angaben des Zivilschutzes «nur wenige Minuten nach der Warnung der (israelischen) Armee, das Gebäude zu evakuieren, in dem sich Patienten, Verletzte und ihre Begleiter befanden». Zerstört worden seien das Operationsgebäude und die Station für die Sauerstofferzeugung für die Intensivstationen. Tote oder Verletzte gab es offenbar nicht.
Seit Beginn des Krieges zwischen der Hamas und Israel sind Krankenhäuser im Gazastreifen wiederholt Ziel von Angriffen geworden. Die israelische Armee beschuldigt die Hamas immer wieder, in den Krankenhäusern Kommandozentralen eingerichtet zu haben.
Die Hamas sprach von einem «grausamen Verbrechen», das von Israel «mit eklatanter Deckung und Komplizenschaft der USA» begangen worden sei. Der Vermittler Katar sprach von einem «abscheulichen Verbrechen gegen unbewaffnete Zivilisten».
Israel schafft neue «Sicherheitszonen» im Gazastreifen
Israels Armee dehnt ihre Bodeneinsätze im Gazastreifen aus und drängt nach UN-Angaben Hunderttausende Palästinenser in ein immer kleineres Gebiet an der Mittelmeerküste. Israel will nach eigener Darstellung eine grössere Pufferzone entlang seiner Grenze schaffen.
Ein Militärsprecher forderte am Abend Bewohner im Raum Nuseirat im Zentrum Gazas zum sofortigen Verlassen ausgewiesener Viertel auf. Laut der Armee war von dort zuvor auf Israel geschossen worden. Eine Rakete wurde demnach abgefangen.
Derweil wurde unbestätigten arabischen Berichten zufolge ein Klinikgebäude in Gaza-Stadt im Norden des abgeriegelten Gebiets bei Luftangriffen getroffen. Israels Truppen haben in der Stadt neue Einsätze begonnen, um Infrastruktur der islamistischen Hamas zu zerstören und eine «Sicherheitszone» in dem Gebiet auszubauen, wie ein Armeesprecher erklärte. Dutzende Terroristen seien getötet worden. Stunden zuvor hatte Israels Verteidigungsminister Israel Katz eine Ausweitung des Militäreinsatzes im Gazastreifen angekündigt.
Armee soll umfangreiche Gebiete erobern
Die Armee soll nach seinen Angaben umfangreiche Gebiete in dem abgeriegelten Küstenstreifen erobern, die zu israelischen «Sicherheitszonen» werden sollen. Die seit Samstag umzingelte Stadt Rafah im Süden sei nun Teil einer solchen Zone, schrieb Katz israelischen Medien zufolge in einer an die palästinensische Bevölkerung gerichteten Stellungnahme. Israels Militär werde seinen Einsatz bald auf weitere Teile des Gazastreifens ausweiten. Die Bevölkerung werde die Kampfgebiete verlassen müssen, hiess es weiter.
Hunderte erinnern beim Pessach-Fest in Tel Aviv an Geiseln der Hamas
Mehrere hundert Menschen haben während des jüdischen Pessach-Festes in der israelischen Grossstadt Tel Aviv an das Schicksal der Geiseln in Gefangenschaft der Hamas erinnert. Unter freiem Himmel bei einem sogenannten Seder-Mahl hielten einige an ihrem Tisch symbolisch einen leeren Stuhl frei, andere stellten Tische und Stühle mit Bildern der Geiseln auf.
Das zeremonielle Seder-Mahl mit festgelegten Mahlzeiten ist Teil von Pessach, einem der höchsten jüdischen Feste. Es erinnert an die in der Bibel beschriebene Gefangenschaft des Volkes Israel und seine Befreiung aus der Sklaverei.
Kein normales Fest
«Wir können keinen normalen Pessach-Seder feiern», hiess es im Aufruf des Forums der Angehörigen der Geiseln für «unsere Brüder und Schwestern, die nicht frei sind.» Auch Menschen in weiteren Orten Israels folgten dem Aufruf.
Die Familie eines amerikanisch-israelischen Soldaten sagte in einer Stellungnahme, Pessach sei kein Fest der Freiheit, solange die 59 verbliebenen Geiseln nicht zu Hause seien. Von 59 Gefangenen sollen nur noch 24 Männer am Leben sein.
Die Hamas hatte zuvor ein Video des jungen Soldaten veröffentlicht. Mit Videobotschaften von Geiseln, die um ihre Freiheit flehen, versucht die Hamas augenscheinlich den Druck auf die israelische Regierung zu erhöhen. Israel wirft der Hamas vor, mit diesen Veröffentlichungen psychologische Kriegsführung zu betreiben.