Ein neues Buch mit dem Titel «Accidental Czar: The Life and Lies of Wladimir Putin» («Unfreiwilliger Zar: Das Leben und die Lügen von Wladimir Putin») wirft einen kritischen Blick auf den Aufstieg von Kremlherrscher Wladimir Putin (70). Geschrieben wurde es vom amerikanischen Russlandexperten Andrew S. Weiss.
Im Zentrum des Comicromans stehen für Putin prägende Ereignisse: eine Prügelei, die seine Karriere beim KGB massgeblich beeinflusste und sein Auslandsaufenthalt in der deutschen Stadt Dresden. Ausserdem erklärt der Osteuropa-Forscher, wie Meinungsforscher Putin zur Macht verhalfen.
Für die James-Bond-Karriere reichte es nicht
Als Jugendlicher war Wladimir Wladimirowitsch Putin ein Rowdy. Er schlug sich oft mit Gleichaltrigen. Seine Lehrerin Vera Gurewitsch berichtete, dass er mit 14 Jahren einem Mitschüler das Bein brach. Putins lapidare Begründung: «Manche verstehen nur Gewalt.»
Doch der heutige Machthaber im Kreml musste auch einstecken. Als junger Mann prügelte er sich im Tram und brach sich dabei den Arm.
Seinem Arbeitgeber, dem KGB, gefiel das Verhalten Putins ganz und gar nicht. Er wurde in der Hierarchie heruntergestuft. Schluss mit der James-Bond-Karriere, ein langweiliger Schreibtischjob war angesagt.
Putins Heldengeschichten – oft geschönt
Der zweite bittere Moment in der Karriere des aus St. Petersburg stammenden Nobodys war sein Auslandsaufenthalt in der deutschen Stadt Dresden während des Kalten Krieges.
Putin wurde nicht im Westen eingesetzt, auch nicht in der KGB-Zentrale in Ost-Berlin, stattdessen verrichtete der Offizier seinen Dienst in einer KGB-Villa in Dresden. Ein halbes Dutzend KGB-Leute waren dort stationiert, viel passierte nicht.
Im Herbst 1989 fiel die Mauer – es tat sich endlich auch was vor der KGB-Villa – ein paar Bürgerrechtler demonstrierten friedlich vor dem Gebäude. Die Gruppe zerstreute sich jedoch schnell, als irgendwann das Militär anrückte.
Putin machte daraus später eine Heldengeschichte: Er allein habe den wütenden Mob davon abgehalten, die Villa zu stürmen. Eigenen Angaben zufolge gab er sich dafür als Dolmetscher aus.
Jelzin-Nachfolger sollte Russen begeistern
Wie wurde aus dem unscheinbaren KGB-Mann schliesslich der mächtigste Mann Russlands? Wahrscheinlich hat Putin seinen Aufstieg Ergebnissen der Meinungsforschung zu verdanken.
Was plant der Kreml-Chef?
Die Beliebtheitswerte von Putins Vorgänger Boris Jelzin (1931-2007) waren gegen Ende seiner Amtszeit unterirdisch. Seine Leute suchten händeringend nach einer Person, die die Russen begeisterte.
Vom KGB-Mann zum Präsidenten
Einige Jahrzehnte zuvor, in den 70er-Jahren, erfreute sich die Figur «Stierlitz» grosser Beliebtheit. Ein fiktiver Sowjetagent, der in einer Fernsehserie als Nazi verkleidet wilde Abenteuer erlebte. Gespielt wurde «Stierlitz» vom Schauspieler Wjatscheslaw Tichonow.
Also wurde nach einem ehemaligen KGB-Mann gesucht, der auf der politischen Bühne die Rolle des «Stierlitz» übernehmen konnte. Wladimir Putin schien die beste Besetzung dafür zu sein.