Der Virologe Christian Drosten (48) erwartet, dass sich in den kommenden Monaten die Corona-Situation erneut zuspitzen wird. «Wir werden kurz nach Ostern eine Situation haben wie um Weihnachten herum», sagte der Virologe am Dienstag im NDR-Podcast «Coronavirus-Update».
Die Situation werde sich dann im weiteren Verlauf «drastisch erschweren», befürchtet Drosten. Schuld daran sei die neue Mutation B117, die in Deutschland mittlerweile rund drei Viertel der bekannten Infektion ausmacht. In der Schweiz sind gar in rund 80 Prozent der positiven Proben mutierte Coronaviren aufgetaucht.
Britische Mutation deutlich tödlicher
Einer Studie aus England zufolge ist die britische Mutation nicht nur um einiges ansteckender, sondern auch tödlicher. Die Wissenschaftler kommen in der Untersuchung zum Schluss, dass die Mutante rund 60 Prozent tödlicher ist als das ursprüngliche Coronavirus.
Für die Studie wurden 110'000 Menschen untersucht. Dabei wurden immer zwei Menschen verglichen – jeweils eine Person, die sich mit der britischen Mutation und eine Person, die sich mit einer anderen Variante infizierte.
Von den Untersuchten, die mit einer herkömmlichen Corona-Variante infiziert waren, starben in einem Zeitraum von vier Wochen nach der Diagnose 2,4 von 1000 Personen. Bei denjenigen, die mit B117 infiziert waren, waren es 4,1 von 1000. Das Risiko, an den Folgen der Infektion zu sterben, ist laut der Forschergruppe demnach um 64 Prozent gestiegen.
«Das ist keine gute Botschaft, gerade in diesen Zeiten und in dieser jetzigen Nachrichtenlage», sagte Drosten zu den Ergebnissen der Studie. Die Untersuchungen würden Hinweise liefern, dass die Mutation gefährlicher sei als zu Beginn angenommen.
Impfung dringend benötigt
Drosten betont im Podcast, man brauche die Impfung im Kampf gegen die weitere Ausbreitung des Virus dringend. Sollte sich die Situation weiter zuspitzen, werde es ansonsten für die ungeimpften Personen ab 50 Jahren «brenzlig». Eine dritte Welle mit Mutanten sei ohne Impfung kaum kontrollierbar, sagt der Wissenschaftler.
Den Wirbel rund um die Impfung von Astrazeneca müsse man dennoch ernst nehmen, meint Drosten. Die Impfung wurde zuletzt in immer mehr europäischen Ländern unterbrochen, weil sich Verdachtsfälle von Nebenwirkungen häufen. In der Schweiz ist die Impfung von Astrazeneca noch nicht zugelassen.
15 Prozent mehr Infektionen als vor einer Woche
In Deutschland verschärfte sich die Lage zuletzt wieder. Am Mittwoch meldet das für die Erhebung der Fallzahlen zuständige Robert Koch-Institut einen Anstieg von rund 46 Prozent der Neuinfektionen im Vergleich zur Vorwoche.
Auch die Schweiz verzeichnet laut Daten des BAG wieder einen Anstieg bei den Neuinfektionen. Am Dienstag meldete das BAG 1438 neue Corona-Fälle. Im Vergleich zur Vorwoche entspricht das einem Anstieg von 15 Prozent. (zis)