Ostern ist Hochsaison im Tessin. Auch in der Pandemie. Virus hin, Virus her. Seit drei Wochen kündigt sich an: Deutschschweizer und Welsche wollen anreisen. Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze sind für die Feiertage fast ausgebucht. Und im Gegensatz zu Ostern 2020 lautet die Botschaft des Kantons dieses Jahr nicht: Wenn ihr uns liebt, bleibt ihr daheim! (BLICK berichtete). Heute ist eher die Message: Kommt ins Tessin – aber bitte mit Maske!
Der Touristen-Boom ist schön für Hoteliers und Gastronomen. Für Virologen ist er eher ein Albtraum. Denn nicht nur die Zahl der Gäste droht steil anzusteigen, auch die der Corona-Fälle. Das Tessin meldete am Montag eine 14-Tage-Inzidenz von 239,6 auf 100'000 Einwohner. 70 Prozent der Corona-Erkrankten haben sich mit der britischen Variante angesteckt.
Schon jetzt ist die Piazza voll
Gleich hinter der Landesgrenze versperrt eine «rote Zone» den Reiseweg nach Bella Italia. Dort wütet bereits die dritte Welle. Alternative für viele Schweizer Touristen: das Tessin. Massen schieben sich schon heute über die Piazza von Ascona oder durch die Gassen Luganos. «Es ist unglaublich, wie viele Menschen da sind. Und Masken habe ich nur wenige gesehen», stellt Lega-Politiker Marco Borradori (61) fest. Im «Corriere del Ticino» sagt Luganos Stadtpräsident: «Wir erwägen eine Maskenpflicht im Freien.» Die Entscheidung werde in den kommenden Tagen fallen.
Auch Locarno diskutiert über eine Maskenpflicht für Piazza und Altstadt. Angelo Trotta (55), Direktor von Ticino Turismo, beobachtet die Entwicklung der Corona-Neuinfektionen wachsam. «Wir hoffen auf Tourismus», sagt er. «Aber wir wissen, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist.» Die Saison müsse an Ostern starten, so Trotta weiter. Die Branche habe zu lange gelitten. Der Touristiker appelliert daher an ein verantwortungsvolles Verhalten der Gäste wie auch der Einheimischen.
Ascona greift ab nächster Woche durch
Ascona hat am Dienstagabend als erste Gemeinde im Tessin durchgegriffen – und ein Maskenobligatorium im Freien verhängt. Dieses gilt ab Mitte der kommenden Woche im Ortskern sowie auf der Piazza am See.
Kontrollen an Grenze zu Italien gefordert
Ticino Turismo rührt weiterhin die Werbetrommel für die Sonnenstube. Das ist die Aufgabe der kantonalen Tourismus-Organisation. «Doch die Kampagne läuft ausschliesslich digital», erklärt Angelo Trotta. «Sollte sich ein neuer Lockdown ankündigen, kann sie so jederzeit gestoppt werden.» Generell hält der Tessiner die Sonnenstube für ein sicheres Reiseziel. «Wir erwarten die Öffnung der Terrassen. Hotels und Restaurants haben dafür Sicherheitskonzepte erarbeitet», sagt Angelo Trotta.
Mit Skepsis verfolgt die Kantonsregierung einige der von Bern angekündigten Lockerungen. Seit Wochen würde im Tessin die Zahl der Corona-Infektionen steigen, heisst es in einer offiziellen Stellungnahme. Vorsicht sei gefragt. Veranstaltungen von bis zu 150 Menschen, wenn auch im Freien, hält der Tessiner Staatsrat beispielsweise für voreilig. Und er fordert vom Bundesrat mehr Kontrollen an den italienischen Grenzen. Bislang vergebens.
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