Verwahrloste Jugendliche soll im Wald aufgewachsen sein
Entführte Schweizerin (17) in Spanien gefunden

Sie soll in der Schweiz in einem Wald aufgewachsen sein, wurde komplett abgeschottet von der Gesellschaft und nun im Süden Spaniens zufällig entdeckt: Der Fall einer Jugendlichen wirft Fragen auf.
Publiziert: 10.05.2024 um 12:09 Uhr
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Aktualisiert: 10.05.2024 um 17:37 Uhr
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Über Jahre soll eine Schweizerin mit ihrem Vater im Wald gelebt haben, fern von der Zivilisation – nun wurde sie in Spanien aufgefunden. (Symbolbild)
Foto: Max Galli/laif
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Natalie ZumkellerRedaktorin News

Die Kleider waren schmutzig und verlottert, ihre Haare zerzaust, sie habe nervös zur Seite geschaut – so fanden Beamte der Polizei von Coín (Spanien) am 18. März eine Minderjährige im Zentrum der Kleinstadt in Südspanien, wie der «Diario Sur» berichtet. Das Mädchen (17) versteckte sich demnach zusammen mit einem ebenso verwahrlost aussehenden Mann hinter einem kaputten Auto. Auf Blick-Anfrage bestätigt die örtliche Polizei den Einsatz. 

Da es so aussah, als ob die beiden im Auto leben würden, kontrollierten die Polizisten das Mädchen und den Mann – und entschlossen sich, beide auf den Polizeiposten mitzunehmen. Als sie ihre Personalien aufnahmen, spuckte die Datenbank sofort ein Resultat aus: Laut dem Büro Sirene, das für technische und operative Zusammenarbeit zwischen den Schengen-Ländern zuständig ist, gab es eine dringende Gefährdungsmeldung für das Mädchen. Herausgeber der Warnung sind laut dem Bericht Schweizer Behörden. 

Im Wald aufgewachsen

Die Warnung besagte, dass der Aufenthaltsort der jungen Schweizerin unbekannt sei – es wurde aber darauf hingewiesen, dass ein «hohes Entführungsrisiko» durch den Vater bestehe. Die spanische Staatsanwaltschaft und der Kinderschutz der Provinz Málaga kontaktierten umgehend die Schweizer Kollegen. Daraufhin wurde klar: Das Mädchen war zusammen mit ihren Schwestern in der Schweiz im Wald aufgewachsen, fern von der Zivilisation und ohne gesellschaftliche Kontakte ausserhalb der Familie. 

Der Vater sei gegen jegliche gesellschaftliche Institutionen und Strukturen gewesen – weshalb er auch als «Gefahr» für seine Kinder eingestuft wurde und unter Vormundschaft der Behörden stand. Nichtsdestotrotz gelang es ihm anscheinend, zu fliehen. 

Die Schweizer Behörden schrieben, dass die isoliert von der Gesellschaft aufgewachsene Jugendliche sich aufgrund ihrer «extremen Verletzlichkeit» in einer Gefahrensituation befinde, denn: Laut Berichten der Schweizer Sozialämter sollen beide Elternteile psychische Probleme haben. Die Mutter soll die 17-Jährige bereits seit sechs Jahren nicht mehr gesehen haben.

«Sie war verängstigt, allein und schmutzig»

Das Mädchen war, nachdem es aufgegriffen worden war, zunächst in einem Kinderschutzzentrum in Málaga untergebracht. Die grösste Sorge: ihre Gesundheit. Man merke ihr an, dass sie lange Zeit ohne Zugang zu medizinischer Versorgung gelebt hat, heisst es im Bericht. 

Auch der Mann, der die Polizei alarmierte, berichtet gegenüber «La Vanguardia» von dem besorgniserregenden Auftreten des Mädchens. So sei der Vater wegen eines technischen Problems an seinem Auto in seine Werkstatt gekommen. Bereits als die Jugendliche aus dem Auto stieg, habe er gemerkt, dass etwas nicht stimmt: «Wenn sie verängstigt, allein und schmutzig herauskommt, muss man es erkennen», fasst er zusammen. 

Das Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) bestätigt auf Blick-Anfrage, dass die Schweizer Staatsbürgerin am 3. Mai zurück in die Schweiz gebracht worden sei. Weitere Angaben kann die Behörde aus Datenschutzgründen nicht machen. Wie es mit dem Vater weitergehen wird, ist bisher nicht bekannt. 


 

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