Die grüne Kanzler-Kandidatin Annalena Baerbock (40) leistet sich einen Fauxpas nach dem andern. Nach Vertuschungs- und Plagiatsvorwürfen herrscht in Deutschland nun Wirbel um eine Aussage. In der Tachles-Arena des Zentralrats der Juden benutzte sie bei der Diskussion über Rassismus in Schulbüchern das N-Wort.
Das Wort zitierte sie, als sie eine Geschichte über einen Schüler erzählte. Der hatte sich geweigert, eine Bildergeschichte zu einem Arbeitsblatt zu schreiben, auf dem das N-Wort stand.
Mit Piepton überstrahlt
Das Interview soll erst Anfang August ausgestrahlt werden. Kurz nach der Aufzeichnung machte Baerbock auf Twitter aber selber auf ihren Fehler aufmerksam und bat um Entschuldigung dafür, rassistische Sprache reproduziert zu haben: «Leider habe ich in der Aufzeichnung des Interviews in der emotionalen Beschreibung dieses unsäglichen Vorfalls das N-Wort zitiert.»
Weiter schrieb sie: «Das war falsch und tut mir leid. Denn ich weiss ja um den rassistischen Ursprung dieses Wortes und die Verletzungen, die Schwarze Menschen unter anderem dadurch erfahren.»
Bei der Ausstrahlung und auch schon beim Ausschnitt, den Baerbock auf Twitter veröffentlicht hat, wird das Wort deswegen mit einem Piepton überspielt.
Sie kritisierte andere
Pikant: Vor wenigen Monaten verwendete auch der grüne Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (49) das N-Wort, wenn auch in einem anderen Zusammenhang und ironisch. Damals forderte Baerbock aber dessen Parteiausschluss.
Die Grünen-Chefin bezeichnete Palmers Aussage, die an den Fussballer Dennis Aogo gerichtet war, als «rassistisch und abstossend». Weiter sagte sie damals: «Sich nachträglich auf Ironie zu berufen, macht es nicht ungeschehen.»
Fall öffentlich machen
Die Kritik an Baerbock folgt postwendend. Auch aus den eigenen Reihen. Die grüne Bundestagsabgeordnete Valerie Wilms (67) schreibt auf Twitter: «Langsam machen sich die Grünen mit ihrer Identitätspolitik absolut lächerlich.»
Mehr zu Baerbocks Böcken
Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien (56, CDU) fordert Baerbock dazu auf, den geschilderten Fall öffentlich zu machen. Zudem kritisiert sie die pauschale Schul-Rassismus-Kritik der Grünen.
Vorwürfe schaden den Grünen
Die grüne Kanzlerkandidatin war auch wegen anderer Fehler in die Schlagzeilen geraten. Nach journalistischen Recherchen meldete sie im März der Bundesverwaltung Nebeneinkünfte von über 25'000 Euro nach und bezeichnete dies als «blödes Versäumnis». Zudem wird ihr auch vorgeworfen, in ihrem Buch «Jetzt. Wie wir unser Land erneuern» aus andern Texten zitiert zu haben, ohne die Quelle anzugeben.
Die Vorwürfe gegen Baerbock schaden ihr und ihrer Partei. Die Umfragewerte für die Grünen, die zeitweise sogar vor der CDU/CSU lagen, sind massiv gesunken. Momentan liegt die Union von CDU/CSU mit 29 Prozent vorne, die Grünen kommen auf 18, die SPD auf 16 Prozent. Die Quittung erfolgt am 26. September, wenn Deutschland einen neuen Kanzler oder eine neue Kanzlerin wählt. (gf)