«Verstörendes Verbrechen»
Gedenkfeier nach Gewalttat von Aschaffenburg

Vier Tage nach der Bluttat mit zwei Toten hat Aschaffenburg mit einer Gedenkfeier an die Opfer erinnert. Religiöse und Politiker mahnten zum Zusammenhalt.
Publiziert: 26.01.2025 um 13:58 Uhr
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Aktualisiert: 26.01.2025 um 14:09 Uhr
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Dutzende Menschen legten bei der Trauerfeier Blumen nieder.
Foto: imago/Eibner

Der Aschaffenburger Imam Zischan Mehmood würdigte den zweifachen Familienvater, der dazwischenging, als der Täter am Mittwoch eine Kindergartengruppe attackierte und diese Zivilcourage mit seinem Leben bezahlte. «Er hat versucht, Menschenleben zu retten und ist damit zum Sinnbild der Menschlichkeit geworden», sagte er. Unsere Aufgabe sei es nun, diese Menschlichkeit zu bewahren – frei von Hass und Spaltung.

«Leider wurde diese Tragödie von manchen Gruppen ausgenutzt, um Hass und Spaltung zu fördern», kritisierte er. «Mitgefühl, Solidarität und Zusammenhalt sind wichtiger denn je, denn um uns herum gibt es viele Spalter und Scharfmacher», sagte Mehmood. «Wir dürfen niemals zulassen, dass Trauer und Schmerz uns nun auseinanderreissen.»

«Aufhetzung ist die falsche Antwort»

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (58) sprach in seiner Rede von einem «sinnlosen, brutalen und verstörenden Verbrechen». Die «Folgen und Konsequenzen» müssten «an anderer Stelle diskutiert werden», sagte er.

Söder betonte ebenfalls: «Das Gute und das Böse sind keine Frage von Herkunft, Nationalität, Ethnie oder Glauben». Die Tat dürfe nicht zu einer Spaltung der Gesellschaft führen. «Aufhetzung ist die falsche Antwort.»

Auch Bundesinnenminister Nancy Faeser (54) nahm an der Trauerfeier teil. Zuvor hatte sie gemeinsam mit Söder den Tatort besucht. In dem Park, in dem ein zweijähriger Junge und ein 41 Jahre alter Mann am Mittwoch von einem psychisch kranken Afghanen (28) erstochen wurden, legten sie Kränze nieder.

Glockenläuten zur Tatzeit

«Es ist unfassbar, dass ein kleines Kind umgebracht wird, das am Morgen unterwegs war an einem lustigen Tag, sich vieles überlegt hat, ein ganzes Leben vor sich hatte, dieses Kind ist tot», sagte Söder. «Ein Mann, der helfen wollte, der Zivilcourage gezeigt hat, der sich eingesetzt hat, ist ebenso gestorben. Eine unfassbare Tat an einem scheinbar friedlichen Ort.»

Von 11.45 bis 11.50 Uhr, der Tatzeit am vergangenen Mittwoch, wurde die Trauerfeier unterbrochen, die Glocken aller Aschaffenburger Kirchen läuteten. Zahlreiche Menschen verfolgten den Gottesdienst und die anschliessenden Reden auf dem Stiftsplatz auf einer Leinwand. (obf)

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