Während 50 Tagen wurde sie als Geisel bei der Terrororganisation Hamas festgehalten, nun ist die neunjährige Emily endlich wieder frei. Am Samstagabend fand in einem Spital die grosse Zusammenkunft mit ihrer Familie statt. Die emotionalen Bilder, wie das Mädchen auf seinen vor Freude weinenden Vater zuläuft, gehen um die Welt.
Für Emilys Angehörige waren ihre Tage in Gefangenschaft die reinste Tortur. Nach der Terrorattacke der Hamas am 7. Oktober war das Mädchen, das die Nacht bei einer Freundin in einem Kibbuz verbracht hatte, zunächst für tot erklärt worden. Später hiess es dann plötzlich, sie sei womöglich doch als Geisel nach Gaza verschleppt worden.
«Meine Emily kommt endlich nach Hause»
Vergangene Woche hatte der Vater von Emily, Thomas Hand (63), ein gebürtiger Ire, in einem emotionalen Appell die Freilassung seiner Tochter gefordert und gesagt, die Familie erlebe einen Alptraum. Die Botschaft verfehlte ihre Wirkung offenbar nicht.
Umso grösser ist nun die Freude und Erleichterung bei Emilys Familie. «Wir haben viel zu lange auf diesen Moment gewartet. Jeder Tag war ein langer und schmerzhafter Alptraum. Meine Emily kommt endlich nach Hause, gebrochen, aber in einem Stück», sagt ihr Vater gegenüber dem «Daily Mirror».
Hart für das Mädchen: Es verbrachte seinen neunten Geburtstag am 17. November in Gefangenschaft der Hamas. «Ich bin mir sicher, dass Emily keine Ahnung hatte, dass sie Geburtstag hatte, da sie dort wohl das Zeitgefühl verloren hat», sagt der Vater. Er hatte vor Emilys Entführung bereits alles für das Fest organisiert gehabt. Dieses will er nun nachholen: «Wir werden Hunderte Ballons haben und eine tolle Party machen.»
Hund als grosse Stütze bei der Genesung
Hand ist sich bewusst, dass Emilys Genesungsprozess nach der höllischen Erfahrung als Geisel viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Vor ihrer Freilassung am Samstag sagte er, dass er nicht wisse, in welchem Zustand er sie antreffen würde. «Aber sie wird gebrochen sein, sehr gebrochen, geistig und körperlich, und das müssen wir in Ordnung bringen.»
Der Vater ist sicher, dass man die körperlichen Probleme, die seine Tochter von der Gefangenschaft davonträgt, heilen kann. Jedoch würden die psychischen Schäden viel mehr Zeit und Mühe erfordern. Eine grosse Stütze für Emily werde sicherlich ihr Hund Johnsy sein. «Er ist genau der beruhigende Einfluss, den Emily in den nächsten Wochen brauchen wird», so Hand, der Emily seit dem Tod seiner Ehefrau allein grosszieht.
Er habe unbedingt darauf bestanden, den Hund zum Wiedervereinigungstreffen mitnehmen zu dürfen. Zu seiner Überraschung habe die israelische Armee dem ohne Einwände zugestimmt.
Vater erwägt Wegzug aus Israel
Auch der Vater selbst wird wohl noch eine ganze Weile mit den Geschehnissen um seine Tochter ringen. «Ich hatte diese schrecklichen Visionen von dem, was die Hamas-Terroristen ihr antun könnten, und ich dachte, es sei noch schlimmer als der Tod. Jetzt werde ich die Wahrheit herausfinden.»
Um Emily die bestmögliche Genesung zu ermöglichen, überlegt sich Hand einen Wegzug aus Israel. «Ich werde sie vielleicht ganz aus Israel herausholen, damit sie sich in einem Land erholen kann, in dem völliger Frieden herrscht, England zum Beispiel.»
Israel will wegen Tweet irischen Botschafter einbestellen
Auch in Irland ist die Freude über Emilys Freilassung gross. Ein X-Post des irischen Regierungschefs Leo Varadkar (44) hat in Israel nun aber für eine diplomatische Verstimmung gesorgt. «Dies ist ein Tag der grossen Freude und Erleichterung für Emily Hand und ihre Familie. Ein unschuldiges Kind, das verloren war, wurde nun gefunden und ist zurückgekehrt, und wir atmen erleichtert auf», schrieb Varadkar.
In Israel wurde diese Beschreibung als Verharmlosung der Geiselnahmen durch die islamistische Hamas kritisiert. Benny Gantz (64), Minister im israelischen Kriegskabinett, schrieb auf X: «Die neunjährige Emily war nie verloren – sie wurde brutal von der terroristischen Hamas entführt und als Geisel gehalten.» Israel wolle wegen der «empörenden Äusserungen» den irischen Botschafter einbestellen, teilte der israelische Aussenminister Eli Cohen (51) am Sonntag mit. (ced)