Es war seine erste Teilnahme bei einer Präsidentschaftsdebatte – und der frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg (78) kam sogleich unter die Räder. Abzusehen war es ja eigentlich, dass seine Mitstreiter ihn angreifen würden. Immerhin ist Bloomberg ein spektakulärer Aufstieg in den Umfragen gelungen, liegt in einigen Barometer landesweit gar auf Rang 2!
Alle gegen Michael Bloomberg: «Arrogant wie Trump!»
Die linke US-Senatorin Elizabeth Warren (70) hatte es am Mittwochabend (Ortszeit) am meisten auf den Milliardär abgesehen. Sie stieg gleich mal so in den Abend ein: «Ich möchte darüber sprechen, gegen wen wir antreten: einen Milliardär, der Frauen als fette Weiber und Lesben mit Pferdegesicht bezeichnet.» Sie fügte an: «Und nein, ich rede nicht über Donald Trump.»
Warren gelang es im Schlagabtausch, Bloomberg an seine Grenzen zu bringen. Sie fragte ihn etwa, wie viele Frauen einen Geheimhaltungsvertrag unterschrieben hätten, damit sie nicht gegen ihn auspacken können. Bloomberg wollte keine Zahl nennen, gab aber zu, dass er einigen Frauen ein solches Papier vorgelegt habe. «Aber wegen nichts Gravierendem. Vielleicht passte einer Frau einer meiner Sprüche nicht», verteidigte er sich.
Warren hatte noch nicht genug: Sie warf ihm weiter vor, als New Yorker Bürgermeister «rassistische Politik» betrieben zu haben. Und sagte: «Es wäre ein grosses Risiko, einen arroganten Milliardär durch einen anderen auszutauschen.» Damit meinte sie: Präsident Donald Trump (73) durch Bloomberg.
Es gab aber auch noch andere Demokraten, die gegen Bloomberg Sturm liefen. Bernie Sanders (78), Senator aus Vermont, warf dem Medienmogul vor, in seiner Zeit als Bürgermeister ein «empörendes» Vorgehen der Polizei gegen Afroamerikaner und Latinos unterstützt zu haben. Er könne diese wichtigen Wählergruppen deswegen nicht für sich gewinnen.
Hintergrund: Bloomberg ist wegen der früheren Polizeistrategie «Stop and Frisk» (Stoppen und durchsuchen) in die Kritik geraten, bei der vor allem Afroamerikaner und Latinos ohne konkreten Anlass auf offener Strasse kontrolliert wurden. Bloomberg hat sich inzwischen für das als diskriminierend kritisierte Vorgehen entschuldigt.
Amy Klobuchar gegen Pete Buttigieg: «Haben Sie gerade gesagt, ich sei dumm?!»
Ja, da ist Pete Buttigieg (38) etwas zu weit gegangen. Der Shootingstar der Demokraten und der erste offen schwule Präsidentschaftskandidat in der Geschichte der USA machte sich über einen Fehler von US-Senatorin Amy Klobuchar (59) lustig. Die wusste vergangene Woche nicht, wie der Präsident Mexikos heisst. Darauf von einem Moderator angesprochen eierte Klobuchar, die Schweizer Wurzeln hat, erst etwas herum. Buttigieg nutzte diesen Augenblick für einen Angriff: «Sie sind in dem Ausschuss, der die Grenzsicherheit überwacht. Sie sind in dem Ausschuss, der sich mit dem amerikanischen Handel mit Mexiko befasst. Aber Sie waren nicht in der Lage, den Präsidenten dieses Landes zu benennen?»
Das Publikum lachte etwas verlegen, doch Amy Klobuchar war gar nicht zu Spässen aufgelegt. «Wollen Sie damit sagen, dass ich dumm bin? Oder verspotten Sie mich hier, Pete?», sagte sie angriffig und holte die Zuschauer auf ihre Seite. «Ich habe einen Fehler gemacht», fuhr Klobuchar fort. «Leute vergessen manchmal Namen.»
Bloomberg gegen Sanders: «Du hast keine Chance gegen Trump»
Michael Bloomberg war der Gejagte bei dieser TV-Debatte. Oft sah er schlecht aus, doch ab und zu konnte der Medienmogul einen Gegenangriff landen. Zum Beispiel bei einem Wortgefecht mit Bernie Sanders. Bloomberg machte den Punkt, dass Sanders «keine Chance» habe, Trump bei der Präsidentschaftswahl im November zu besiegen. Der Multimilliardär kritisierte unter anderem die Pläne des Senators für eine gesetzliche Krankenversicherung für alle US-Bürger. Sein Fazit: Sollte Sanders – der sich offen als demokratischer Sozialist bezeichnet – die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten bekommen, bedeute das vier weitere Jahre für Trump im Weissen Haus. «Das können wir nicht zulassen.» Es war einer der wenigen Aussagen Bloombergs, die mit Applaus quittiert wurden.
Und dann stichelte Bloomberg weiter, wies daraufhin, dass ausgerechnet Bernie Sanders drei Häuser besitze. Jener Mann, der sich so gegen die Milliardäre stemme. Das liess sich der linke Senator natürlich nicht gefallen.
Gewinnerin des Abends: Elizabeth Warren
Sie hatte es in den letzten Tagen und Wochen wahrlich nicht einfach: Elizabeth Warren. Die ersten beiden Vorwahlen verliefen für sie höchst enttäuschend – sowohl in Iowa und in New Hampshire blieb Warren unter den Erwartungen. In den Umfragen ist sie national abgerutscht. Ihre Werte: so tief wie noch nie.
Wohl genau deshalb hat Warren alles in diese TV-Debatte gesteckt: Stets angriffig, aber auch dossierfest präsentierte sie sich in Las Vegas. Die Meinungen in den sozialen Netzwerken sind gemacht: Warren ist die Siegerin. Auch die meisten US-Experten stimmen mit diesem Fazit überein. Und auch BLICK kommt zum gleichen Schluss: Elizabeth Warren hat an diesem Abend alle abgetrocknet!
Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.
Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.
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