Donald Trump (78) ärgerte sich grün und blau, als die Demokraten im Juli Joe Biden (81) aus dem Rennen nahmen und dafür seine Vize Kamala Harris (60) als Präsidentschaftskandidatin portierten. Die ehemalige Generalstaatsanwältin von Kalifornien ist nicht auf den Mund gefallen und – anders als der alternde Biden – scharf in ihren Gedanken. Beim TV-Duell am 10. September setzte sie dem mehrfach angeklagten Trump derart zu, dass er eine weitere Debatte verweigerte.
Der am 20. Oktober 1964 im Sternzeichen der ausgleichenden Waage geborenen Harris liegt Gerechtigkeit am Herzen. Als Tochter einer indischen Krebsforscherin und eines jamaikanischen Wirtschaftsprofessors erlebte sie in Kalifornien Rassendiskriminierung am eigenen Leib. In einem Interview sagte sie: «Die Nachbarskinder durften nicht mit mir und meiner jüngeren Schwester Maya spielen, weil wir schwarz waren.» An der Hand ihrer Eltern nahm sie schon als Mädchen an Demonstrationen der Bürgerrechtsbewegung teil.
Knallharte Staatsanwältin
Dass eine dunkelhäutige Frau nach dem Jus-Studium das Amt einer Staatsanwältin anpeilt, gilt auch heute in den USA als ungewöhnlich. Als Bezirksstaatsanwältin von San Francisco trieb sie die Rate der Verurteilungen von 50 auf 70 Prozent. Dass es für notorische Schulschwänzer-Eltern sowie Marihuana-Delikte keine Gnade gab, trug ihr viel Kritik ein. Als Generalstaatsanwältin jagte sie später auch Schwerverbrecher.
Obwohl sie Biden in früheren Jahren kritisiert hatte, holte er die Senatorin aus Kalifornien 2020 als Vize an seine Seite – vor allem deshalb, weil er neben sich als weisser Mann eine dunkelhäutige Frau haben wollte.
Ihr Erfolg als Vize ist allerdings mässig: Sie blieb über weite Strecken profillos, ihr wurden gar Vorwürfe gemacht, eine schreckliche Chefin zu sein. Das Politmagazin «Politico» schrieb von «schlechter Stimmung, durchlässiger Kommunikation und einem geringen Vertrauen zwischen Angestellten und hochrangigen Beamten». Joe Biden übertrug ihr das schwierige Dossier Migration, nachdem er Trumps Verschärfungen für die Einwanderung aufgehoben hatte. Zwischen 2019 und 2023 stieg die Anzahl aufgegriffener Migranten im Süden von 850’000 auf über zwei Millionen an. Auch an der Wahlrechtsreform, von der vor allem Minderheiten profitieren sollten, scheiterte sie.
Meinung zum Fracking geändert
Beim für den Wahlkampf wichtigen Thema Abtreibung nimmt sie eine befürwortende Haltung ein. In der Waffenpolitik unterstützt sie restriktive Gesetze, beim Thema Fracking hat sie aus wahltaktischen Gründen die Meinung geändert und steht nun hinter dem umstrittenen Abbau von Gas und Öl. Dass sie hier wirkt wie eine Fahne im Wind, ist eine Kritik, die sie sich oft anhören muss.
Harris’ Markenzeichen ist das ansteckende Lachen. Es sei das Lachen ihrer Mutter, erklärt sich Harris und betont, dass sie aus einer fröhlichen Familie stamme. Trump bezeichnet es als «Lachen einer Verrückten». Wegen ihrer Migrationspolitik schalt er sie «Grenz-Zarin» und wegen ihrer linken Politik eine «linksradikale Irre».
Harris war in den 1990er-Jahren mit Willie Brown (90) liiert, der später als erster Schwarzer Bürgermeister von San Francisco wurde. Seit 2014 ist die Baptistin mit dem jüdischen Rechtsanwalt Douglas Emhoff (60) verheiratet, der zwei Teenager in die Ehe brachte.