«Sie haben uns den Wölfen vorgeworfen»
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Katastrophales Wetter:«Sie haben uns den Wölfen vorgeworfen»

Garstiges Wetter, grosses Gedränge und frustrierte Trump-Fans bei Sieges-Rally
«Es war am Schluss ein komplettes Chaos»

Am Vorabend der Amtseinführung lud Donald Trump zur grossen Siegesfeier ins Eishockeystadion in Washington. Viele Fans warteten ohne Informationen stundenlang bei Regen und Kälte – und verpassten am Schluss den Auftritt.
Publiziert: 04:18 Uhr
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Aktualisiert: 07:57 Uhr
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Am Schluss kam es zu chaotischen Szenen: Trumps Siegesfeier in Washington D.C. am Tag vor seiner Amtseinführung.
Foto: Daniel Jung

Ein grosses Fest für seine Fans: Das soll die «Victory Rally» von Donald Trump in Washington D.C. werden. Die Rally im Stadion ist zwar ein Erfolg – sie hinterlässt aber auch viele frustrierte Unterstützer, die vergeblich viele Stunden bei Kälte und Nässe gewartet hatten.

Die Stimmung ist gut am Morgen vor der «Capital One Arena», dem Eishockeystadion der Washington Capitals. Für 15 Uhr ist die Siegesfeier angekündigt. Die Temperatur liegt nur leicht über dem Gefrierpunkt, doch die Leute sind gut ausgerüstet, mit Winterjacken, Regenponchos und roten Trump-Mützen.

«Wir haben sehr viele freundliche Leute kennengelernt und mit ihnen gefeiert», sagt Kimberly (37) aus Los Angeles. «Das Anstehen wurde zur Party», meint Maggie Frost (53) aus Severn, Maryland, «wir haben gesungen und gute Gespräche geführt.»

Kilometerlange Schlangen

Schon um 10 Uhr haben sich kilometerlange Schlangen gebildet, die sich um mehrere Blocks winden. Polizisten der Stadt Washington und Soldaten der US Army leiten die Besucherströme. Auch Kinder und ältere Personen mit Gehhilfen befinden sich in der Menschenmasse.

Während Stunden macht die Schlange keinen Wank. In der E-Mail-Bestätigung zum Anlass war die Türöffnung auf 11 Uhr angekündigt. Gemäss anderen Angaben gehen die Tore aber erst um 13 Uhr auf.

Auch Trump-Fans scherzen über Trump

Das Warten funktioniert zunächst gut. Zahlreiche Strassenhändler bieten Mützen, Handschuhe, Decken und T-Shirts mit frechen Trump-Sprüchen an («I'm back, bitches!»). Die Fans reden mit verstellter Stimme in der Sprache ihres Idols und machen Witze wie: «Lasst uns diesmal nicht das Kapitol stürmen – sondern die Capital One Arena!»

Viele Besucher freuen sich, Trump endlich einmal persönlich zu sehen. Nieselregen wechselt sich mit Schneeregen ab. Die Füsse werden langsam kalt.

Ärger über Drängler

Auch um 13 Uhr bewegt sich die Schlange nicht. Erst etwa um 14.30 Uhr kommt Bewegung in die Sache. Zunächst geht es langsam vorwärts, dann immer schneller. Dabei wird die Menschenreihe immer breiter und enger. Menschen drängen sich nun durch die Trottoirs und versuchen, möglichst schnell vorwärtszukommen. Manche reagieren verärgert, weil sich immer mehr Leute in die Schlange reindrängeln.

Zuletzt kommt es zu gefährlichen Szenen. Die Menge wird sehr dicht, Absperrgitter werden umgeworfen. Plötzlich ist unklar, wohin man sich bewegen soll. Dabei hat die Veranstaltung längst begonnen. Tausende kommen aber nicht ins Stadion. Informationen fehlen komplett. Auch die Polizisten und Soldaten sind schlecht informiert.

Ein paar Hundert Meter vor der Sicherheitskontrolle beim Stadion löst sich die Menschenmenge dann auf. Viele sind enttäuscht wegen der mangelhaften Organisation.

«Es ist sehr frustrierend»

«Wir sind erst um 12 Uhr gekommen», sagt Danielle Messer (29) aus Gainesville, Georgia. «Plötzlich waren wir aber bei Leuten, die schon seit 6 Uhr hier waren», sagt sie. «Es war am Schluss ein komplettes Chaos.» Niemand habe mehr gewusst, wo er hingehen sollte. «Es ist sehr enttäuschend.»

«Es ist sehr frustrierend», bestätigt ihre Kollegin Kendra Foley (51) aus Waynesville, Ohio. «Wir hatten den Besuch schon lange geplant und uns so gefreut.» Die beiden Frauen sind überzeugt, dass die Stadtregierung von Washington D.C. für das Chaos verantwortlich ist. «Wenn Trump schon Präsident wäre, dann wäre es anders gekommen», so Foley.

«Ich würde auch 24 Stunden für ihn warten»
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Lange Schlangen für Trump:«Ich würde auch 24 Stunden für ihn warten»

«Wir geben nicht Trump die Schuld»

Schon um 8 Uhr am Morgen hatten sich Jayme Luzzi (49) und Jeffrey Skiendziul (41) aus Little Egg Harbor, New Jersey, in die Schlange gestellt – doch auch sie haben die Rally verpasst. «Am Schluss war es nicht mehr sicher für die Leute», sagt Luzzi. «Bei einem medizinischen Notfall hätte jemand sterben können.» Der Zugang zum Anlass hätte deutlich besser geplant werden müssen.

«Am Schluss wurden viele Leute wütend, weil sich andere in die Schlange reindrängten», sagt Skiendziul. Es habe an Informationen und an Sicherheitsvorkehrungen gefehlt. «Wir geben aber nicht Trump die Schuld», betont Luzzi. Hoffentlich sei die Planung am Tag der Amtseinführung besser.

Trump tanzt zu «Y.M.C.A.»

Etwa um 17 Uhr ergreift Trump schliesslich im Stadion als letzter von zahlreichen Sprechern das Wort. Kurz vor seinem Amtsantritt kündigt er eine neue goldene Zeit an, die die USA erwarte. Er spricht über eine grosse Ausschaffungswelle und eine scharfe Reduktion der Staatsausgaben. Zum Schluss tritt die Band Village People zu ihm auf die Bühne und spielt den Hit «Y.M.C.A.», der zu einer inoffiziellen Trump-Hymne geworden ist.

Trump tanzt Siegestanz zu Y.M.C.A.
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Am Tag vor der Inauguration:Trump tanzt Siegestanz zu Y.M.C.A.

Tausende Fans, die stundenlang für Trump angestanden sind, können das aber nur auf Monitoren vor dem Stadion beobachten – oder auf ihren Handys.

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