Kamala Harris (59) hat sich entschieden: Sie geht mit Tim Walz (60), dem Gouverneur von Minnesota, als Running Mate ins Rennen. Walz stand stets loyal hinter Präsident Joe Biden (81) und dessen Vize Harris. Und er war es, der die Republikaner um Donald Trump (78) mit einem Wort ins Lächerliche zog: Sie seien «weird» – seltsam.
Als ehemaliger Lehrer, Footballtrainer und Veteran aus einem eher republikanisch geprägten Wahlbezirk versteht er es, eine breite Wählerschaft anzusprechen. Walz hat in Minnesota Reformen wie kostenlose Schulmahlzeiten, Abtreibungsschutz, Waffenbeschränkungen und die Legalisierung von Marihuana durchgesetzt.
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Er setzte sich auch als Fakultätsberater für Homosexuelle ein, als dies noch ein verpöntes Thema war. «Wenn die Demokraten sehen wollen, wie ihre Partei regiert, ist Minnesota das Beispiel», sagt er selbstbewusst.
Waffen-Organisation verärgert
Walz ist Waffenbesitzer und Jäger und war früher bei der National Rifle Association (NRA) ein gerngesehener Gast. Nach dem Massenmord in Las Vegas 2017 spendete er aus Mitteln der Organisation für wohltätige Zwecke, nach dem Schulmassaker von Parkland 2018 stellte er sich hinter ein Verbot von Angriffswaffen. Das machte ihn bei der NRA unbeliebt.
Mit seiner bodenständigen Art stösst er aber in vielen andern Kreisen auf Sympathie. «Tim ist einfach ein durch und durch normaler Kerl», meint sein ehemaliger Kongresskollege Tim Ryan (51).
Bei der Auswahl um Harris’ Vize blieben zwei andere heiss gehandelte Kandidaten auf der Strecke: Josh Shapiro (51), Gouverneur von Pennsylvania, sowie Mark Kelly (60), Senator aus Arizona und ehemaliger Astronaut.
Express-Wahlkampf
Walz zeigte sich gerührt. Nach der Nomination sagte er: «Es ist die grösste Ehre meines Lebens. Ich bin dabei.» Kamala Harris zeige, was politisch möglich sei. «Es erinnert mich ein bisschen an den ersten Schultag.»
Viel Zeit bleibt dem Duo Harris und Walz nicht. Vor dem Parteitag vom 19. bis 22. August planen sie eine Blitz-Wahltour durch die sieben am meisten umkämpften Bundesstaaten. Sie steigen optimistisch ins Rennen: In den vergangenen Tagen hat Harris Trump laut Umfragen überholt und liegt bei fivethirtyeight.com mit 1,8 Prozent-Punkten vorne.
Mit seiner Botschaft, dass die Republikaner «seltsam» seien, hat Walz einen Nerv getroffen. «Niemand hat Trump seltsam genannt, bis Tim Walz es tat», sagt Ex-Senatorin Heidi Heitkamp (68). Möglicherweise hat dieser Stich in die Seele der Republikaner Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris dermassen imponiert, dass sie sich für Walz entschieden hat.