Warum nur klammert sich Donald Trump (74) mit aller Kraft an sein Amt? Vielleicht deshalb, weil ihm nach dem Verlassen des Weissen Hauses grosser Ärger droht. Auf ihn warten nämlich mehrere Anklagen wegen Betrugs, Behinderung der Justiz, Bestechung, Verstössen gegen die Wahlkampffinanzierung und Vergewaltigung.
Sogar mit Gefängnis muss er rechnen!
Bei dem aktuell klaren Wahlresultat wird Trump aber kaum mehr Möglichkeiten haben, den Sieg auf Gerichtsweg doch noch für sich zu verbuchen.
US-Medien spekulieren nun, dass er sich mit einem Coup vor den drohenden Klagen schützen könnte. Sie beziehen sich dabei auf Michael Cohen (54), der Trump von 2006 bis 2018 als Anwalt beriet.
Trump lässt Pence vor
Und so könnte Trump seinen Kopf aus der Schlinge ziehen: Er tritt als Präsident umgehend zurück und überlässt seinem Vize Mike Pence (61) die Amtsgeschäfte. Pence könnte ihn dann in seiner Funktion als neuer US-Präsident für alle mutmasslich begangenen Verbrechen auf nationaler Ebene begnadigen.
Michael Cohen sagte in einem TV-Interview: «Meine Theorie ist: Sollte Trump die Wahl verlieren, ist noch immer genug Zeit bis zum Amtsantritt des nächsten Präsidenten. Während dieser Zeit wird er zurücktreten und Mike Pence die Nachfolge antreten lassen.»
Schon Nixon wurde begnadigt
Dieses Vorgehen wäre in den USA gar nichts Neues. Schon 1974 trat der damalige Präsident Richard Nixon (1913–1994) wegen des Watergate-Skandals zurück und erhielt darauf von seinem Nachfolger und früheren Vizepräsidenten, Gerald Ford (1913–2006), eine «zukünftige Begnadigung».
Laut Cohen hat Trump dieses Szenario mit seinem Berater Roger Stone (68) durchgespielt. Stone selber war ein Vertrauter Nixons.
Michael Cohen wurde wegen Falschaussagen gegenüber dem Kongress, Steuerhinterziehung und Verstössen gegen die Wahlkampffinanzierung zu drei Jahren Haft verurteilt. Wegen Corona wurde er aber aus dem Gefängnis entlassen und in Hausarrest geschickt.
Lässt Biden Trump laufen?
Inzwischen spekulieren US-Medien aber sogar darüber, dass der neue Präsident Joe Biden (77) Trump begnadigen könnte. Denn wenn Trump tatsächlich vor Gericht gestellt würde, müsste man in den USA mit langwierigen Verhandlungen rechnen, die Trump als Plattform nutzen könnte und die seine Fans aufwiegeln könnten.
Biden ist ein Mann des Ausgleichs und der Harmonie. Ein möglicher Weg, die explosive Stimmung in den USA wieder zu beruhigen, wäre daher, Trump mit einer Begnadigung so schnell als möglich aus dem Rampenlicht zu entfernen.
Rechtsdozentin ist skeptisch
Die amerikanische Rechtsdozentin Alexandra Dufresne von der Zürcher ZHAW School of Management and Law ist gegenüber diesen Szenarien allerdings skeptisch. Sie sagt gegenüber Blick TV: «Ich glaube die Amerikaner wären enttäuscht, denn sie sind sehr empfindlich, wenn es um Betrug und Korruption geht.»
Eine Begnadigung hätte nur für nationale Vergehen Gültigkeit, auf bundesstaatlicher Ebene könnte Trump dennoch angeklagt werden. Auch glaubt sie, dass Biden andere Sorgen habe und Mike Pence sich möglicherweise für ein solches Spiel gar nicht einspannen liesse.