Der künftige US-Präsident macht nicht nur Versprechen – sondern auch Realpolitik
Trumps General für die Ukraine ändert alles

Ein neuer Trump-Berater will den Ukraine-Krieg mit einem Ultimatum beenden. Keith Kellogg droht Kiew mit Entzug der US-Hilfe und Moskau mit massiver Aufrüstung der Ukraine. Schafft es Trump, den Krieg in der Ukraine tatsächlich zu beenden? Eine Analyse.
Publiziert: 16:25 Uhr
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Aktualisiert: 16:33 Uhr
Dieser Mann, Keith Kellogg, soll im Auftrag des künftigen US-Präsidenten Donald Trump den Krieg in der Ukraine beenden. Aber wie nur?
Foto: AFP
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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Immer wieder versprach es Donald Trump (78), der kommende US-Präsident, in den letzten Monaten: Er will den Ukraine-Krieg so schnell wie möglich beenden. Dafür soll ihm der ehemalige Generalleutnant und Ex-Regierungsberater Keith Kellogg (80) in der neu geschaffenen Position des «Sondergesandten für die Ukraine» zur Seite stehen.

Die Schaffung dieses Postens zeigt: Trump macht jetzt Ernst – und tatsächlich Realpolitik. Denn Kellogg hat bereits ganz konkrete Vorstellungen davon, wie er die Kriegsparteien an den Verhandlungstisch zwingen wird. Könnte Trump wirklich derjenige sein, der dem Ukraine-Krieg ein Ende setzt? 

Eine einfache Idee – aber ist sie umsetzbar?

Keith Kellogg ist bestens auf seine neue Aufgabe vorbereitet: Schon im Frühling arbeitete er gemeinsam mit einem CIA-Analysten einen Plan für das Ende des Ukraine-Kriegs aus. Laut der Nachrichtenagentur Reuters stellten die beiden ihren Plan im Juni auch schon Trump vor – der «positiv» auf die Vorschläge reagierte. Denn viele der im Bericht erwähnten Ideen ähneln dem Vorhaben der zukünftigen US-Regierung. Doch was genau plant Kellogg?

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Wird der künftige US-Präsident Donald Trump derjenige sein, der den Krieg in der Ukraine beenden kann?
Foto: keystone-sda.ch

Eigentlich ist seine Idee simpel: Die beiden Kriegsparteien – die Ukraine und Russland – sollen an den Verhandlungstisch gezwungen werden. Das Ziel ist das Einfrieren des Konflikts entlang der aktuellen Frontlinie auf unbestimmte Zeit, ohne dass der Westen die russischen Kriegsgewinne anerkennt. Der Ukraine werden dafür weitere Waffenlieferungen und Sicherheitsgarantien versprochen, Russland soll der Verzicht der Ukraine auf einen Nato-Beitritt und die Lockerung von Sanktionen in Aussicht gestellt werden.

Für beide Seiten wäre diese Lösung schmerzhaft – weder der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (46), noch Kremlchef Wladimir Putin (72) würden so ihre erklärten Kriegsziele erreichen. Die Krim und der Donbass wären immer noch in russischer Hand, was der Ukraine ein Dorn im Auge ist. Russland wäre es mit dieser Lösung nicht gelungen, den «totalen Sieg» zu erringen, wie Putin es zu Kriegsbeginn ankündigte.

Trump lässt Kriegsparteien keine Wahl

Wieso also sollten die beiden Kriegsparteien ausgerechnet dem Plan von Kellogg zustimmen, wenn schon so viele Verhandlungsvorschläge gescheitert sind? Ganz einfach: weil Trump und Kellogg ihnen keine andere Wahl lassen. «Wir sagen den Ukrainern: ‹Ihr müsst an den Verhandlungstisch kommen, und wenn ihr nicht kommt, wird die Unterstützung der USA versiegen›», sagte Kellogg in einem Reuters-Interview im Juni. «Und wir sagen Putin, dass er an den Tisch kommen muss, und wenn er nicht kommt, dann geben wir den Ukrainern alles, was sie brauchen, um die Russen auf dem Schlachtfeld zu töten.» In Kelloggs Worten sind auch jene Trumps wiederzuerkennen. Bereits im Juli 2023 signalisierte Trump seine Bereitschaft, einen derartigen Kurs zu verfolgen: «Wenn Russland keinen Deal macht, werden wir den Ukrainern mehr Waffen geben, als sie jemals bekommen haben.»

Mit diesem Plan setzt der künftige US-Präsident auf die altrömische Redewendung «Frieden durch Stärke – oder in Ermangelung dessen, Frieden durch Bedrohung». Eine Vielzahl von Trumps Vorgängern – darunter George Washington, Theodore Roosevelt und Ronald Reagan – lebten nach diesem Credo. Es ist eine Haltung, die der Regierung des scheidenden US-Präsidenten Joe Biden (82) klar fehlte. Seine Strategie, der Ukraine gerade genügend Waffen zu liefern, um sich zu verteidigen – nicht aber um über Russland zu siegen – sorgte wiederholt für Kritik.

Dass es jetzt ausgerechnet Trump sein könnte, der den Ukraine-Krieg beenden könnte – oder es zumindest versuchen wird – mag überraschen. Schliesslich war er es, der noch vor wenigen Monaten betonte, dass er der Ukraine keine Waffen mehr senden wollte. Ihm wurde vorgeworfen, im Interesse Putins zu handeln. Mit der Anstellung Kelloggs scheint Trump zu zeigen, dass er auch im Interesse der Ukraine handeln kann – oder es zumindest versuchen möchte.

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