Joe Biden (78) wird als US-Präsident praktisch schalten und walten können, wie er und seine Demokraten es wollen. Bei den beiden Stichwahlen für den Senat im Bundesstaat Georgia holten gestern die beiden demokratischen Kandidaten gegen die Republikaner so gut wie sicher den Sieg.
Das bedeutet: Der hundertköpfige Senat besteht nun aus 50 Demokraten und 50 Republikanern. Als Vorsitzende des Senats kann aber die neue Vizepräsidentin Kamala Harris (56) Patt-Situationen zugunsten der Demokraten auflösen. Da die Demokraten auch das Repräsentantenhaus dominieren, haben Trumps Republikaner in beiden Kammern kaum einen Stich mehr.
Noch sind einige Tausend Stimmen ausstehend, die von Armeeangehörigen und Überseegebieten bis morgen eintreffen können. Doch auch diese werden das Blatt kaum mehr wenden können.
Luther-King-Nachfolger gewinnt
Nicht mehr einholbar ist Raphael Warnock (51). Er hat die republikanische Amtsinhaberin Kelly Loeffler (50) geschlagen. Nach Auszählung von gut 98 Prozent der Stimmen lag Warnock mit 53'430 Stimmen und somit um bis zu zwei Prozent vorn.
Der schwarze Prediger frohlockte auf Twitter: «Freude kommt am Morgen auf. Danke, Georgia.» Seit 2005 predigt er in der Ebenezer-Baptistenkirche von Atlanta, also dort, wo einst Martin Luther King (†39) tätig war. Der Geistliche sieht sich denn auch als politischen Erbe des 1968 erschossenen Bürgerrechtlers.
Biden denkt auch an die Verlierer
Sich selber zum zweiten demokratischen Sieger ausgerufen hat sich Jon Ossoff (33), der gegen den Republikaner David Perdue (71) angetreten war. Ossoff sagte nach Auszählung von 98 Prozent der Stimmen und einem Vorsprung von 16'370 Stimmen (0,4 Prozent): «Ich danke den Menschen in Georgia, dass sie mich gewählt haben, um ihnen im Senat der Vereinigten Staaten zu dienen.»
Der künftige US-Präsident Joe Biden zeigte sich erfreut über den Erfolg bei den Stichwahlen: «Es sieht so aus, als würden wir aus dieser Wahl mit einer Führung im Repräsentantenhaus und im Senat hervorgehen. Das amerikanische Volk fordert Taten, und es will Einheit. Ich bin zuversichtlicher denn je, dass wir beides liefern können.»
Auch den Verlierern streckte Biden die Hand entgegen – und sagte in Richtung der Republikaner: Er sei entschlossen zu versuchen, mit Politikern beider Parteien zusammenzuarbeiten, «um grosse Dinge für unsere Nation zu erreichen».