Die «New York Post» war stets auf der Seite des US-Präsidenten Donald Trump (74) – aber sein Gejammere über den angeblichen Wahlbetrug wird sogar dem konservativen Blatt zu bunt: Auf der Frontseite der Montagsausgabe fordert die Zeitung Trump auf, die Scharade zu beenden.
«Stoppen Sie den Wahnsinn!» schreibt die Zeitung auf die Frontseite. «Sie haben die Wahl verloren, so retten Sie noch Ihr Erbe.» Trump wütet auf Twitter immer noch über seine Niederlage und bringt fast täglich neue – haltlose – Argumente, warum er der wahre Sieger sein soll.
Vierkampf um zwei Senatoren-Sitze
Die «New York Post» schreibt nun: «Wir sind eine Woche entfernt von einem enorm wichtigen Moment für die nächsten vier Jahre unseres Landes. Am 5. Januar werden zwei Stichwahlen in Georgia darüber entscheiden, welche Partei den Senat kontrollieren wird.» Um die Mehrheit zu erlangen, müssten sich die Demokraten Jon Ossoff und Raphael Warnock gegen die republikanischen Senatoren Kelly Loeffler und David Perdue durchsetzen.
Die «Post» schreibt mahnend an Trump: «Leider sind Sie vom nächsten Tag, dem 6. Januar, besessen, an dem der Kongress in einer Pro-Forma-Aktion die Wahl des Electoral College bestätigen wird.» Die Zeitung wirft Trump vor, einen undemokratischen Putsch zu fordern, weil er sagt, die Republikaner könnten diese Wahl noch verhindern.
«Stellen Sie sich eine Regierung vor, die von Ihren Erzfeinden kontrolliert wird»
Die Anwältin Sydney Powell, die Trump als «Sonderermittlerin» zum angeblichen Wahlbetrug einsetzen wollte, bezeichnet die Zeitung trocken als «verrückte Person». «Wir verstehen, Mr. President, dass Sie wütend sind, weil Sie verloren haben. Aber diesen Weg weiterzugehen, ruiniert Sie. Wir sagen das als Zeitung, die Sie befürwortet und unterstützt hat.»
Die «New York Post» fürchtet offenbar die totale Kontrolle der wichtigsten Ämter durch die Demokraten und zeigt Trump auf, was passieren könnte: «Nun stellen Sie sich eine Regierung vor, die von Ihren Erzfeinden kontrolliert wird – Nancy Pelosi im Repräsentantenhaus, Chuck Schumer im Senat, Joe Biden im Weissen Haus. Wie hoch werden die Steuern steigen? Wie viele Ihrer Initiativen werden abgewürgt werden? Und, ganz persönlich, glauben Sie, dass sie Sie die nächsten vier Jahre nicht mit grundlosen Anhörungen und Untersuchungen quälen werden?»
Mit viel Pathos schliesst der Leitartikel: «Den Senat zu sichern bedeutet, Ihr Vermächtnis zu sichern. Wenn Sie darauf bestehen, Ihre letzten Tage im Amt damit zu verbringen, damit zu drohen, alles niederzubrennen, wird man sich so an Sie erinnern. Nicht als Revolutionär, sondern als der Anarchist, der das Streichholz in der Hand hält.» (neo)