Am Montag und Dienstag haben ukrainische Drohnen Ziele tief in russischem Territorium angegriffen. Die zwei attackierten Luftwaffenstützpunkte am Montag liegen je rund 500 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Das Angriffsziel am Dienstag – eine Luftwaffenbasis in Kursk – befindet sich etwa 100 Kilometer nordöstlich der Ukraine. Noch nie seit Kriegsbeginn im Februar sind ukrainische Geschosse so weit nach Russland eingedrungen.
Laut von Blick befragten Militärexperten haben solche Angriffe kaum einen Einfluss auf den Krieg. Dennoch signalisieren sie eine neue Strategie und Bereitschaft Kiews, den Einsatz im Krieg zu erhöhen. Von Russland aus geflogene Luftangriffe sind weitgehend für die Zerstörung der zivilen Infrastruktur der Ukraine verantwortlich.
Die Strom- und Wasserversorgung in weiten Teilen des Landes ist erheblich zerstört. Kein Strom, keine Wärme, kein Wasser – die Russen machen den Winter zur Waffe. Den ukrainischen Streitkräften sind mit ihren wenigen Kurz- und Mittelstreckenraketen die Hände gebunden.
Washington mische sich nicht in Kiews Waffenprogramm ein
Es ist davon auszugehen, dass die Ukrainer unter Hochdruck eigene Langstreckenwaffen zu entwickeln versuchen, weil sie diese von Verbündeten wie den USA nicht erhalten. Der staatliche Rüstungskonzern Ukroboronprom führt derzeit etwa letzte Tests mit einer selbst entwickelten Angriffsdrohne durch, die über eine Reichweite von 1000 Kilometern verfügt.
Zwar haben die Amerikaner ihre Himars-Mehrfachraketenwerfer an die Ukraine nur mit Mittelstrecken-Munition geliefert, um keine Treffer mit US-Geschossen auf russischem Gebiet zu ermöglichen. Dies soll die Ukraine aber nicht daran hindern, eigene Langstreckenwaffen zu entwickeln, wie jetzt die US-Militärführung bekräftigt.
Bei einer Pressekonferenz von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin (69) und US-Verteidigungsminister Antony Blinken (60) am Dienstag in Washington antwortete Pentagon-Chef Austin auf die Frage, ob die USA die Ukraine davon abhalten, eigene Langstreckenkapazitäten zu entwickeln: «Die kurze Antwort lautet Nein», so Austin. «Wir tun das absolut nicht. Wir arbeiten nicht daran, die Ukraine an der Entwicklung ihrer eigenen Kapazitäten zu hindern.»
USA ermutigen nicht zu Angriffen auf Russland
Blinken scheint angesichts der Kriegsnot der Menschen in der Ukraine auch gewisses Verständnis dafür zu zeigen, falls Kiew den Krieg auf russische Stellungen ausweiten sollte. «Wir haben die Ukrainer weder ermutigt noch befähigt, innerhalb Russlands zuzuschlagen», so der US-Aussenminister. «Aber das Wichtigste ist, zu verstehen, was die Ukrainer tagtäglich durch die anhaltende russische Aggression durchmachen». (kes)