Drei Drohnen-Attacken in zwei Tagen. Am Dienstag wurde der Flugplatz in der an die Ukraine grenzenden russischen Region Kursk angegriffen. Eine dicke, schwarze Rauchsäule ist noch von weitem zu erkennen. Zuvor wurden der Djagilewo-Flugplatz in der Region Rjasan und der Engels-Flugplatz in der Region Saratow angegriffen. Drei Soldaten wurden dabei getötet.
Beide Flughäfen sind gut 500 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt. In Saratow sind strategische Bomber stationiert, die in der Vergangenheit bei den Raketenangriffen auf die Ukraine eingesetzt wurden.
Moskau macht Kiew für die Attacken auf die Flugplätze verantwortlich. Die Ukraine hat sich bislang nicht dazu geäussert. Präsident Wolodimir Selenski (44) hatte aber noch im Juni erklärt, dass man Russland nicht angreifen werde. Inzwischen hat sich die Situation drastisch geändert, erklärt Marcel Berni, Strategieexperte an der Militärakademie der ETH Zürich. Seit Wochen beschiessen die Russen vor allem Energieanlagen in der Ukraine, fast die Hälfte des Stromnetzes wurde inzwischen beschädigt.
«Das ist auch ein Zeichen an die ukrainische Bevölkerung»
Berni zu Blick: «Die Ukraine greift die militärische Infrastruktur im Herzen Russlands an, um die Mittel, die für den russischen Luftkrieg benötigt werden, auszuschalten.» Zudem könne man damit Stärke demonstrieren. «Das ist auch ein Zeichen an die ukrainische Bevölkerung, dass nun die Ukraine in der Lage ist, tief im russischen Raum zuzuschlagen, um so den russischen Raketen- und Drohnenkrieg zu kontern.»
Die USA beliefern die Ukraine mit Waffen unter der Bedingung, dass damit Russland nicht direkt angegriffen werde. Könnte US-Präsident Joe Biden (80) die Lieferungen stoppen? ETH-Experte Berni geht nicht davon aus. «Die Amerikaner haben bisher bewusst lediglich Waffen geliefert, die über eine begrenzte Angriffsdistanz verfügen.»
Grosse Schäden haben die Angriffe nicht angerichtet. «Solche Attacken sind nicht mehr als Nadelstiche, aber demonstrativ wichtige. Damit soll gezeigt werden, dass Russland nicht unverwundbar ist», sagt Wolfgang Richter (73), Oberst a.D. und Experte für Sicherheitspolitik und Osteuropa, zu Blick.
Sicherheitsrat des Landes einberufen
Auch Dominik Knill (63), Präsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft, ist der gleichen Meinung. Daher hätten die Angriffe kaum einen Einfluss auf den Krieg. «Putin sieht in diesen Sabotageoperationen einen Kollateralschaden, der zwar regional schmerzhaft, aber kaum relevant für den weiteren Verlauf der Militäroperation ist.»
Nach den drei Angriffen innert zwei Tagen hat Kreml-Chef Wladimir Putin (70) am Dienstag den Sicherheitsrat seines Landes einberufen. Hochrangige Vertreter der Sicherheitsbehörden berieten mit Präsident Putin darüber, wie die «innere Sicherheit» Russlands gewährleistet werden könne, nachdem Moskau die Angriffe als Bedrohung eingestuft hatte, erklärte der Kreml. Putins Sprecher Dmitri Peskow erklärte ausserdem, dass die Regierung «notwendige Massnahmen» ergreifen werde, um solche Angriffe künftig zu verhindern.