US-Generalstabschef Mark Milley (64) überraschte diese Woche in Brüssel. Vor Journalisten zeigte er sich am Dienstag noch siegessicher zum Krieg in der Ukraine. Russland habe den Krieg «verloren», so Milley. Die Worte wirkten etwas realitätsfremd angesichts der festgefahrenen Fronten in der Ukraine. Bereits zwei Tage später relativierte Milley seine eigenen Worte. In der Ukraine werde es keinen Sieger geben, sagt er jetzt.
In Brüssel noch beteuerte der General: Der russische Präsident Wladimir Putin (70) habe «gedacht, er könne die Ukraine schnell besiegen, das Nato-Bündnis zerbrechen und ungestraft handeln. Er hat sich geirrt». Moskau zahle einen «enormen Preis auf dem Schlachtfeld». Russland sei «jetzt ein globaler Paria, und die Welt ist nach wie vor von der Tapferkeit und dem Durchhaltevermögen der Ukrainer begeistert. Kurz gesagt, Russland hat verloren – strategisch, operativ und taktisch».
Ganz andere Töne von Milley in einem am Donnerstag erschienenen Gespräch mit der «Financial Times», das er nach seiner Rückkehr aus Brüssel in Washington führte. Der Konflikt in der Ukraine könne nur durch einen Verhandlungsfrieden beendet werden. Auf dem Schlachtfeld werde keine der beiden Seiten ihre militärischen Ziele erreichen.
Kein Zeitfenster für Friedensgespräche
«Es wird für die Russen fast unmöglich sein, ihre politischen Ziele mit militärischen Mitteln zu erreichen», ist der ranghöchste Soldat der USA überzeugt. «Es ist unwahrscheinlich, dass Russland die Ukraine überrennen wird. Das wird einfach nicht passieren.»
Auch für die Ukraine, fügt Milley an, werde es «sehr, sehr schwierig sein, die Russen aus jedem Zentimeter» des Gebiets zu vertreiben, das Moskaus Streitkräfte bereits erobert haben. Das heisst nicht, dass es nicht möglich ist», fügt er an. «Aber es ist ausserordentlich schwierig. Und es würde im Wesentlichen den Zusammenbruch des russischen Militärs erfordern.»
Für ebensolche Friedensverhandlungen, die er als alleinige Lösung für eine Beilegung des Konflikts erachtet, sieht Milley kein Zeitfenster kommen. Beide Seiten seien «ziemlich hartnäckig auf ihre Ziele fixiert» und nicht bereit zu verhandeln. (kes)