US-Geheimpapiere zeigen
Fast 100 Nato-Spezialkräfte in der Ukraine im Einsatz

Im Internet veröffentlichte geheime US-Dokumente zeigen das Ausmass des westlichen Engagements im Ukraine-Krieg. Jetzt gibt es auch Berichte über Nato-Personal im Krisengebiet.
Publiziert: 12.04.2023 um 17:08 Uhr
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Nato-Truppen bei einem Training in Polen.
Foto: IMAGO/ZUMA Wire
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Georg NopperRedaktor News

Es ist ein Albtraum für die US-Regierung und ihre Nato-Partner. Ein unbekannter Benutzer hat auf der Chatplattform Discord zahlreiche Geheimdokumente veröffentlicht. Die Papiere zeigen unter anderem das wahre Ausmass des westlichen Engagements im Ukraine-Krieg. Jetzt ist auch klar: Im Krisengebiet befinden sich Spezialkräfte aus Nato-Ländern. Dies berichtet der britische «Guardian».

In einem Dokument wird dabei die Anzahl der in der Ukraine anwesenden westlichen Spezialeinheiten aufgelistet. Die Dokumente sind auf Februar und März 2023 datiert. Es scheint sich um regierungsinterne Präsentationen zu handeln, mit denen Entscheidungsträger über die aktuelle Situation informiert wurden.

Hauptsächlich aus Grossbritannien

Den Unterlagen zufolge zählten die US-Beamten zu diesem Zeitpunkt 97 Spezialkräfte aus Nato-Ländern. 50 davon waren aus Grossbritannien, 14 aus den USA und 15 aus Frankreich. Die Dokumente enthalten allerdings keine Hinweise darauf, zu welchem Zweck die Spezialkräfte in der Ukraine waren. Es ist somit unklar, ob sie selbst kämpften oder sich zu Ausbildungs- oder Erkundungszwecken im Land befanden. Ausserdem ist nicht bekannt, ob die Spezialkräfte noch im Land sind und ob das Nato-Personal vor Ort in der Zwischenzeit weiter aufgestockt wurde.

Obwohl genaue Einzelheiten über die Organisation der Kräfte nicht genannt werden, sieht es danach aus, dass die Spezialkräfte Teil eines Nato-Kommandos sind, das vom Hauptquartier für Spezialoperationen des Militärbündnisses koordiniert wird.

Regierung kritisiert Berichterstattung

US-Medien berichten seit Tagen über das Datenleck. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby (60), sagt, man nehme die «Sache sehr, sehr ernst». Kirby kritisiert die Berichterstattung der Medien über die Dokumente scharf. «Wir sind besorgt, dass diese Dokumente da draussen sind», sagt er. «Sie sollten absolut nicht öffentlich sein.»

Gegenüber der «New York Times» bestätigen US-Beamte, dass viele der Dokumente echt sind und ursprünglich ohne Änderungen im Internet veröffentlicht wurden. Im Nachhinein wurden offenbar einige der Unterlagen verändert.

Die US-Regierung ist um Aufklärung bemüht und versucht, den Urheber des Lecks zu finden. Verteidigungsminister Lloyd Austin (69): «Wir werden jeden Stein umdrehen, bis wir den Ursprung und das Ausmass des Vorfalls herausgefunden haben.» Die Angelegenheit wurde ans Justizministerium weitergeleitet, das eine strafrechtliche Untersuchung eingeleitet hat.


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