Nachdem bereits am Donnerstag geheime Dokumente der USA und der Nato auf Twitter und Telegram gelandet sind, berichtet das US-Verteidigungsministerium am Freitag von weiteren Dokumenten, die im Internet aufgetaucht sind. Das berichtet die «New York Times» (NYT).
Das Pentagon zeigte sich über das Leck, bei dem Analysten zufolge mehr als 100 Dokumente entwendet worden sein könnten, höchst alarmiert. Laut Mick Mulroy, einem ehemaligen ranghohen Pentagon-Beamten, stelle das Durchsickern der geheimen Dokumente «eine erhebliche Sicherheitslücke» dar.
Während die am Donnerstag geleakten Dokumente Pläne für den Aufbau des ukrainischen Militärs im Vorfeld einer geplanten Offensive gegen Russland enthielten, verraten die neu aufgetauchten Papiere offenbar Einzelheiten über die nationalen Sicherheitsgeheimnisse der USA in Bezug auf die Ukraine, den Nahen Osten sowie China. Aufgetaucht seien die Dokumente auf Twitter und anderen Webseiten. Zudem enthielten die Papiere auch Informationen über die Luftverteidigungsfähigkeiten der Ukraine.
Geheimdienstmitarbeiter spricht von Alptraum
US-Beamten zufolge könnte die Sensibilität der Dokumente einen enormen Schaden anrichten. Ein hochrangiger Geheimdienstmitarbeiter sprach von einem «Alptraum für die Five Eyes», womit er sich auf die Vereinigten Staaten, Grossbritannien, Australien, Neuseeland und Kanada bezog. Die Länder tauschen auf breiter Basis Geheimdienstinformationen aus.
Bereits am Donnerstag, als das erste Leck bekannt wurde, wuchs bei hochrangigen nationalen Sicherheitsbeamten die Sorge, dass noch mehr Informationen durchgesickert sein könnten. Diese Befürchtung wurde nun wahr, wie die Zeitung weiter schreibt.
So umfasst das Leck inzwischen nicht nur streng geheimes Material über die Kriegspläne der Ukraine, sondern auch sensible Briefing-Folien über China, den indopazifischen Militärraum, den Nahen Osten und Terrorismus. Wie die «NYT» unter Berufung auf US-Beamte schreibt, könnte es sich demnach um einen ständigen Tropf von geheimen Informationen handeln, die laufend auf Webseiten veröffentlicht werden.
Wer hatte Zugang zu den Dokumenten?
Ukrainische Beamte sowie kriegsbefürwortende russische Blogger behaupteten, dass es sich bei dem Leck um eine Desinformationskampagne der anderen Seite handle. Das Ziel sei es, die mögliche Frühjahrsoffensive der Ukraine zur Rückgewinnung von Gebieten im Osten und Süden des Landes zu beeinflussen.
Einem US-Sicherheitsbeamten zufolge ist es unwahrscheinlich, dass die Dokumente von ukrainischen Beamten stammen, da diese keinen Zugang zu den spezifischen Plänen hätten, die den Stempel des Pentagon-Stabes tragen. Wie sich ein zweiter Beamte zitieren liess, müsse nun zuerst festgestellt werden, welche Beamte Zugang zu den Dokumenten hatten. (dzc)