Hunderte Bomben prasseln jeden Tag auf den Gazastreifen herunter. Ein Teil davon soll die israelische Armee abgeworfen haben, ohne dass sie einem spezifischen Ziel galten. Diese Informationen stammen vom US-Geheimdienst.
Die vom nationalen Nachrichtendienst erstellte Einschätzung, die dem Sender CNN von drei Quellen beschrieben wurde, besagt, dass etwa 40 bis 45 Prozent der von Israel eingesetzten Luft-Boden-Munition ungesteuert waren. Der Rest sei präzisionsgelenkte Munition gewesen, heisst es in dem Bericht.
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«Ich bin extrem überrascht und besorgt»
Ungesteuerte Bomben stellen in der Regel eine grössere Gefahr dar als präzise eingesetzte Waffen – speziell in dicht besiedelten Gebieten wie dem Gazastreifen. Israel setze auf eine Taktik, die als «Sturzflug-Bombenabwurf» bezeichnet wird. Dabei wird die Munition in einem Steilflug eines Kampfjets abgeworfen.
Die Häufigkeit, mit der Israel diese Methode einsetzt, könne laut Militärexperten einen grossen Einfluss auf die zivilen Opfer haben, schreibt CNN.
«Ich bin extrem überrascht und besorgt», sagte Brian Castner, ein ehemaliger Offizier der Kampfmittelbeseitigungseinheit gegenüber CNN. Der Berater für Waffen und Strategien erklärte weiter: «Es ist schlimm genug, präzise Waffen abzuwerfen, wenn sie aber nicht genau gesteuert werden, ist das ein massives Problem für die Zivilbevölkerung.»
Marc Garlasco, ehemaliger Militäranalyst der Vereinten Nationen und Ermittler für Kriegsverbrechen, fügt hinzu: «Bei einer ungesteuerten Munition sind so viele Variablen zu berücksichtigen, die von einem Moment auf den anderen zu einer unglaublich unterschiedlichen Genauigkeit führen können.»
Wachsende Kluft zwischen Israel und den USA
Israels Vorgehen in Gaza stellt auch die US-Regierung vor grosse Herausforderungen. Die USA kritisierten jüngst immer wieder die Art und Weise, wie Israel seine Offensive im Gazastreifen durchführt. Präsident Joe Biden (80) sagte am Dienstag, Israel habe den Gazastreifen «wahllos bombardiert». Zudem warnte er davor, dass die internationale Unterstützung für das Land immer mehr abnehme. Man wolle mit Israel jetzt darüber sprechen, wie weitere zivile Todesopfer vermieden werden können.
Angesprochen auf den Bericht des Geheimdienstes, sagte ein Sprecher der israelischen Armee: «Wir kommentieren die eingesetzten Waffen nicht.» Er betonte aber, dass sich sein Land an internationale Vereinbarungen hält. «Als Militär, das dem Völkerrecht und einem moralischen Verhaltenskodex verpflichtet ist, setzen wir Ressourcen ein, um den Schaden für die Zivilbevölkerung möglichst gering zu halten.» Ein weiteres Mal betont Israel, dass die Hamas Menschen als Schutzschild hält. «Dieser Krieg ist gegen die Hamas-Kämpfer – und nicht gegen die Menschen im Gazastreifen.»
Das oberste Ziel von Premierminister Benjamin Netanyahu (68) ist die Vernichtung der Hamas. Er verglich die Operation seiner Truppen mit der Entnazifizierung im 20. Jahrhundert.