Seit dem 7. Oktober werden täglich Bilder der über 18'000 Todesopfer aus Gaza verbreitet. Oftmals sind die Getöteten in weisse Leichentücher gehüllt. Traditionell beerdigen Muslime ihre Verstorbenen nicht im Sarg, sondern in Leinentüchern.
Der Mode-Gigant Zara hat die Bilder der umhüllten Körper nun für Werbezwecke reproduziert. Die Kampagne «The Jacket» schockierte das Netz. Bilder zeigen, wie ein Model zwischen kaputten Steinen, beschädigten Statuen und zerbrochen Gipsplatten posiert. Auch im Bild: in weisse Laken gehüllte Puppen. Unzählige User sind darüber entsetzt – und rufen zur sofortigen Boykottierung der Modekette auf. In den Kommentaren häufen sich die Palästina-Flaggen und «Free Palestine»-Slogans.
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«Die taktloseste Sache, die ich je gesehen habe», kommentiert eine Nutzerin. Ein anderer User schreibt: «Das Erste, woran ich dachte, war die Zerstörung, der Tod und die Trümmer in Gaza. Ich sah eine eingewickelte Leiche auf einem scheinbar zerstörten Gelände.» Ein dritter Nutzer versteht nicht, was für einen Sinn die Kampagne haben soll. Er schreibt: «Was haben in weisse Tücher gehüllte Leichen und zerkleinerter Schutt mit der Jacke zu tun? Diese ganze Kampagne ist ekelhaft und barbarisch.»
Zara schiebt Schuld ab
Nach der heftigen Kritik löschte Zara die Bilder. Zudem veröffentlichte der Mode-Riese auf Instagram ein Statement. Darin heisst es, dass die Kampagne im Juli konzipiert und im September fotografiert wurde – also vor Beginn des aktuellen Krieges zwischen Hamas und Israel. Weiter schreibt Zara, dass die Bilder «eine Reihe unvollendeter Skulpturen in einem Bildhaueratelier» zeigen, um «handgefertigte Kleidungsstücke in einem künstlerischen Kontext zu präsentieren».
Eine wirkliche Entschuldigung liefert Zara nicht. Stattdessen schob der Mode-Gigant die Schuld auf seine Kunden ab: «Leider fühlten sich einige Kunden durch diese Bilder beleidigt. Sie sahen etwas ganz anderes, als beabsichtigt war. Zara bedauert dieses Missverständnis und wir bekräftigen unseren tiefen Respekt gegenüber allen.»
Mit dem Statement geben sich viele User nicht zufrieden. Sie kommentieren fleissig weiter. «Die Dreistigkeit, anderen die Schuld für die Fehlinterpretation von Kunst zu geben», beschwert sich eine Person. Eine weitere Nutzerin schreibt: «Das ist fast so beschämend wie die Kampagne selbst. Nicht einmal eine Entschuldigung.» Für andere steht fest: «Netter Versuch, aber ich boykottiere trotzdem.»