Umstände sind mysteriös
Schon sechs tote Oligarchen in drei Monaten

Die Liste russischer Oligarchen, die seit Anfang Jahr tot aufgefunden wurden, wird länger und länger. Offiziell soll es sich um Suizide handeln. Doch es gibt Zweifel.
Publiziert: 06.05.2022 um 11:35 Uhr
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Aktualisiert: 06.05.2022 um 17:07 Uhr
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Sechs Oligarchen sind tot. Sergej Protosenja und seine Familie wurden Ende April tot in Spanien aufgefunden.
Foto: Twitter

Sechs russische Geschäftsleute sind tot. Sie starben innerhalb von drei Monaten. Zwei von ihnen sogar innert 48 Stunden. Es handelt sich um Oligarchen, zwei waren Direktoren des russischen Ölgiganten Gazprom. Alle sollen sich umgebracht haben.

Sergej Protosenja in Spanien

Der russische Oligarch Sergej Protosenja (†55) wurde Ende April tot in seinem Ferienhaus im spanischen Lloret de Mar gefunden. Auch seine Frau und die gemeinsame Tochter wurden leblos entdeckt. Die örtliche Polizei geht davon aus, dass es sich um einen erweiterten Suizid handelt. Der Multi-Millionär soll zuerst seine Frau und die Tochter getötet und sich danach selbst gerichtet haben.

Allerdings schliesst die Polizei derzeit ein Verbrechen noch nicht gänzlich aus. Auch Protosenjas Sohn Fedor (22) glaubt nicht an einen erweiterten Suizid. Er sagte der britischen Zeitung «Daily Mail», sein Vater sei «kein Mörder.»

Wladislaw Awajew in Moskau

Kurz zuvor wurde der Oligarch Wladislaw Awajew (†50) tot in seiner Wohnung in Moskau aufgefunden. Auch in diesem Fall wurden Frau und Tochter getötet. Die Behören gehen auch hier von einem erweiterten Suizid aus. Der 50-Jährige war ehemalige Kreml-Mitarbeiter und Gazprombank-Vizechef.

Wassili Melnikow in Nischni Nowgorod

Mitte März wurde der Oligarch Wassili Melnikow tot in seiner Wohnung in Nischni Nowgorod in Russland aufgefunden. Das berichtete die russische Zeitung «Kommersant». Auch seine Frau und seine beiden Söhne im Alter von zehn und vier Jahren sind tot. Die Polizei untersucht einen erweiterten Suizid.

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Leonid Shulman in Leningrad

Noch vor der russischen Invasion der Ukraine sei Gazprom-Manager Leonid Shulman (†60) ums Leben gekommen. Er starb demnach im Januar in seinem Haus im russischen Leningrad. Laut der «Gazeta» hat Shulmann eine Notiz hinterlassen, die auf Suizid hinweise.

Alexander Tjulakow in St. Petersburg

Am 25. Februar, einen Tag nach Beginn des Ukraine-Krieges, wurde Alexander Tjulakow (†61) tot in St. Petersburg aufgefunden. Er war stellvertretender Generaldirektor des Rechnungshofs von Gazprom für Unternehmenssicherheit. Die offizielle Todesursache: Suizid.

Mikhail Watford in Grossbritannien

Auch der in der Ukraine geborene Russe Mikhail Watford (†66) wurde tot aufgefunden. Am 28. Februar fand man den Oligarchen in seinem Haus im britischen Surrey. Er besass verschiedene russische Energieunternehmen. Die «BBC» berichtet, die Polizei halte die Umstände seines Todes für nicht verdächtig. Es sei Suizid.

Verdacht der Inszenierung

Sechs Todesfälle innerhalb der russischen Elite, teils sind Frauen und Kinder tot. Die Anzahl der Toten lässt Zweifel an der Suizid-Theorie aufkommen.

So sagt Grzegorz Kuczyński, Direktor des Eurasienprogramms des Warschau Instituts zu «Fortune»: «In allen Fällen besteht der Verdacht, dass die Todesfälle nur als Selbstmorde inszeniert wurden, aber wer könnte das getan haben und warum.»

Ebenfalls äussern Angehörige der toten Oligarchen massive Zweifel bezüglich der Todesumstände. Bislang werden die Fälle jedoch offenbar nicht zusammenhängend untersucht. (euc)

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Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:

Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben

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