Von Katar und der Türkei aus organisierte Hamas-Chef Ismail Hanija (†62) die politischen Aktivitäten der Terror-Gruppe. Doch für die Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian (69) ist er extra nach Teheran gekommen. Die Reise? Sein Todesurteil. Hanija wurde bei einem Anschlag am Mittwoch getötet.
Wie genau der Terror-Chef ums Leben kam, ist allerdings unklar. Zunächst hiess es, dass Israel dahintersteckt – und zwar mit einem gezielten Luftangriff durch eine Rakete.
Israel durch USA unterstützt?
Die iranischen Revolutionsgarden bestätigen die Raketen-Version und behaupten, dass bei dem Anschlag ein Geschoss mit kurzer Reichweite eingesetzt wurde, das mit einem etwa sieben Kilogramm schweren Sprengkopf bestückt war und von ausserhalb des Gästehauses im Norden der Hauptstadt abgefeuert wurde. Dies habe die Explosion verursacht, bei der Hanija getötet wurde, heisst es in einem Bericht der Revolutionsgarden. Die Ausführungen darin lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
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In ihrem Bericht machen die Revolutionsgarden auch Israel für den «Terrorakt» verantwortlich, unterstützt worden sei das Land dabei von den USA. Israel hat sich bislang nicht zu dem Attentat geäussert.
Hanija sollte schon im Mai sterben
Es gibt noch eine weitere Version, wie Hanija getötet wurde. Der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad soll einem Medienbericht zufolge für den Anschlag auf Hamas-Anführer iranische Sicherheitsagenten angeheuert haben. Wie die britische konservative Tageszeitung «The Telegraph» unter Berufung auf zwei iranische Beamte berichtete, hätten die iranischen Agenten vom Mossad den Auftrag erhalten, in drei verschiedenen Räumen eines Gebäudes, in dem sich Hanija aufhielt, Sprengstoff anzubringen.
Ursprünglich sei geplant gewesen, Hanija im Mai zu töten, als er an der Beerdigung des bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommenen Ex-Präsidenten Ebrahim Raisi (†63) teilnahm. Wegen der grossen Menschenmenge und der hohen Wahrscheinlichkeit eines Fehlschlags sei das Vorhaben abgeblasen worden, hiess es. Stattdessen hätten die beiden vom Mossad angeheuerten Agenten Sprengsätze in drei Zimmern des Gästehauses der Revolutionsgarden, Irans Elitestreitmacht, im Norden Teherans platziert. Auf Aufnahmen von Überwachungskameras sei zu sehen, wie die Agenten innerhalb weniger Minuten mehrere Räume betraten und wieder verliessen, schilderten die beiden Beamten der Zeitung weiter.
Hanija wohl durch Bombe getötet
Die Agenten sollen sich anschliessend ins Ausland abgesetzt haben, hätten aber in Kontakt mit einer Quelle vor Ort gestanden. Um 2 Uhr nachts am Mittwoch hätten sie dann den Sprengstoff aus dem Ausland per Fernzündung in dem Zimmer detonieren lassen, in dem sich Hanija aufhielt.
Auch die US-Zeitungen «New York Times» und das «Wall Street Journal» hatten unter Berufung auf Informanten berichtet, dass Hanija durch eine Bombe getötet worden sei. Der Sprengsatz soll bereits zwei Monate vor Hanijas Reise nach Teheran in dem Gästehaus platziert worden sein, hatte die «New York Times» unter Berufung auf sieben Offizielle aus der Nahost-Region, darunter zwei Iraner, und einen US-Regierungsbeamten berichtet.
Laut mehreren Berichten soll es im Iran zu einer Welle von Verhaftungen von iranischen Sicherheitskräften gekommen sein. Angeblich wegen der Zusammenarbeit mit dem israelischen Geheimdienst und Beteiligung an dem Anschlag. Eine offizielle Stellungnahme dazu gibt es nicht. Es könnte aber sein, dass Iran-Präsident Peseschkian jetzt versucht, herauszufinden, wie ein Anschlag auf Hanija in seinem Land passieren konnte. Denn: Der Iran gilt als Verbündeter der Hamas. Eine solche Attacke in den eigenen Reihen hätte gar nicht möglich sein dürfen.