Strand-Villa, Privatjet und Luxus-Spa
Hamas-Boss Ismail Hanija (†62) lebte Luxusleben in Doha

Reisen im Privatjet, Luxusvilla am Strand und Spa-Besuche für 26'000 Euro – der Kopf des Politbüros der Hamas liess es sich in Katar gutgehen, während das palästinensische Volk im Gazastreifen täglich unter Beschuss steht.
Publiziert: 31.07.2024 um 09:12 Uhr
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Aktualisiert: 01.08.2024 um 08:13 Uhr
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Ismail Hanija war seit 2017 der Leiter des Politbüros der Hamas. Doch er selbst war seit Jahren nicht mehr im Gazastreifen.
Foto: imago/ZUMA Press
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Vom Ausland zog Hamas-Chef Ismail Hanija (†62) die Strippen. Von Katar und der Türkei aus organisierte er die politischen Aktivitäten der Terror-Gruppe. Und während die Palästinenser unter dramatischen Umständen im Gazastreifen ausharren, lebte er selbst in Saus und Braus. Jetzt wurde er bei einem Luftangriff im Iran getötet. 

Seit drei Jahren war er nicht mehr im Gazastreifen. Mit seiner Frau Amal und dreizehn Kindern lebte er in Doha, der Hauptstadt von Katar. Laut «NZZ Magazin» besass er dort eine Luxusvilla am Strand.

Eine Rechnung zeigte beispielsweise, dass er für einen Kurzaufenthalt in einem Hotel in Doha im Spa satte 26'000 Euro ausgegeben haben soll. Zum Iftar im April 2023 lud Hanija 30 Diplomaten aus arabischen Ländern, aus Russland und aus China zum Fastenbrechen ein. Auch die Taliban waren vertreten.

Hamas gehört zu den reichsten Extremistengruppen

«Sie haben ihre Kinder in Privatschulen untergebracht, ihre Familien in Luxusvillen an der türkischen Küste. Wenn sie essen gehen, dann nur in den feinsten Lokalen, wo man für einen Gang bis zu 200 Dollar hinlegt», erzählte Suheib Yusef, der inhaftierte Sohn eines Hamas-Mitglieds 2019 dem israelischen Nachrichtensender Channel 12.

Seit 2017 war Hanija Leiter des Politbüros der Hamas. Laut ägyptischen Medien soll er in dieser Zeit 3 Milliarden Franken verdient haben. Und nicht nur Hanija lebt ein Luxusleben. Durch Spenden aus dem Iran und Steuern auf die in Gaza geschmuggelten Waren ist die Hamas-Führung extrem reich. Die Terrororganisation zählt laut dem amerikanischen Finanzministerium zu den fünf wohlhabendsten Extremistengruppen der Welt. 

Er kam Ende der 1980er zur Hamas

Hanija wurde 1963 im Flüchtlingslager Schatti in Gaza geboren und wuchs dort in ärmlichen Verhältnissen auf. Seine Eltern wurden aus Askalan vertrieben, das später zum südlichen israelischen Ort Aschkelon wurde. Zur Hamas stiess er Ende der 1980er Jahre als junger Mann während des ersten Palästinenseraufstands Intifada gegen die israelische Besatzung. In den Jahren darauf sass er mehrere Haftstrafen in israelischen Gefängnissen ab, 1993 kehre er nach Gaza zurück.

Bald machte er sich einen Namen als enger Vertrauter des spirituellen Hamas-Führers Ahmed Jassin, der 2004 bei einem gezielten Luftangriff Israels getötet wurde. Nach dem Sieg der Hamas über die rivalisierende palästinensische Fatah-Bewegung bei den Wahlen 2006 diente er kurze Zeit aus Ministerpräsident der Palästinensischen Autonomiebehörde. 2017 führte er eine Hamas-Delegation zum Treffen mit Irans oberstem Führer, Ajatollah Ali Chamenei.

Eine Art Pragmatiker

Hanija war zur politischen Führungsfigur geworden und wurde bald darauf auf die Liste der weltweit agierenden Terroristen der USA gesetzt. Er lebte in Katar, laut Berichten in luxuriösem Stil mit Teilen seiner Familie. Im April wurden in Gaza bei einem israelischen Luftangriff aber auch drei seiner Söhne und vier seiner Enkelkinder getötet. Israel machte ihn mitverantwortlich für den brutalen Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober, die zum Gaza-Krieg führte, und hatte angekündigt, die gesamte Führungsriege der Hamas auszuschalten.

Innerhalb der Hamas-Führung wurde Hanija als eher realpolitische Stimme gesehen – und als Name für die Hamas-Diplomatie im Nahen Osten. Eine Art Pragmatiker im Vergleich zu Jihia al-Sinwar, dem Hamas-Anführer im Gazastreifen, und dessen Stellvertreter Mohammed Deif. Hanija hatte eine entscheidende Rolle dabei, über die Mittler Katar, Ägypten und USA mit Israel zu verhandeln. Ob und wie diese Verhandlungen weitergehen, ist völlig offen. Für Hanija wird sich ein Nachfolger finden müssen. Für die Hamas wäre es aber nicht das erste Mal.

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