Vier russische Kalibr-Raketen gingen am Donnerstag vom Schwarzen Meer aus auf die ukrainische Stadt Mykolajiw nieder. Mindestens eine Person wurde getötet und 23 verletzt, darunter ein Kind. Privathäuser, ein Wohnblock und ein historisches Gebäude wurden laut den ukrainischen Behörden getroffen.
Diese sehen den Angriff deshalb als «offensichtliche Tatsache des Terrors für die Zivilbevölkerung». Denn die Kalibr-Rakete sei «eine hochpräzise Waffe, die nach Zielkoordinaten funktioniert». Sprich: der Angriff war für die Ukrainer kein Versehen.
Russen leiten neue Raketen-Taktik ein
Laut dem amerikanischen Thinktank Institute for the Study of War (ISW) war der Angriff Teil einer neuen russischen Raketen-Taktik. Dabei sollen die Russen nicht die üblichen Flughöhen nutzen und auch die Flugbahn während des Fluges mehrfach verändern. Dadurch erschweren sie es der ukrainischen Luftabwehr, die Raketen zu entdecken.
Damit will das russische Militär laut dem ISW eine neue Serie von Luftanschlägen einleiten. In den letzten Wochen und Monaten war es in der Luft über der Ukraine verdächtig still. Die letzten heftigen Raketenangriffe startete Russland Anfang März. 81 Raketen und acht Kampfdrohnen feuerte das Moskauer Regime damals ab.
Wenig Raketen – und trotzdem gefährlich
Denn: Die Russen müssen Raketen sparen. Die Bestände sind dezimiert, die Produktion kommt nicht nach, so das ISW. Darum wohl auch die neue Taktik. Diese soll es ihnen nämlich erlauben, deutlich weniger Raketen sinnlos zu verfeuern, so das ISW.
Doch auch wenn die Russen gegen schwindende Raketenbestände kämpfen – sie haben immer noch genug Geschosse, um in der Ukraine heftigen Schaden zu verursachen. (chs)