Die Ukraine führe Attentate auf Russen überall auf der Welt durch. Das bestätigt Kyrylo Budanow (37), Chef des ukrainischen Geheimdienstes in Kiews Verteidigungsministerium (GUR). «Wir haben Russen getötet und wir werden bis zum vollständigen Sieg der Ukraine weiterhin überall auf der Welt Russen töten», sagte Budanow im Gespräch mit «Yahoo News». Das sei «alles, was ich zu diesem Thema kommentieren möchte», so der oberste Geheimdienstler der Ukraine.
Am Montag hat sich Kreml-Sprecher Dmitri Peskow zu Budanows Aussagen geäussert: «Dies ist in der Tat eine ungeheuerliche Aussage.» Budanows Äusserungen seien «eine direkte Bestätigung dafür, dass das Kiewer Regime terroristische Aktivitäten nicht nur sponsert, sondern auch direkt organisiert. Und diese Erklärung zeigt ein weiteres sehr wichtiges Merkmal des Kiewer Regimes», sagte Peskow gegenüber der Nachrichtenagentur Tass.
Bei seinem Besuch unlängst in Finnland hatte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (45) eine Beteiligung seiner Regierung an Attentaten im Ausland bestritten. «Wir greifen weder Putin noch Moskau an», so Selenski. «Wir kämpfen auf unserem Territorium. Wir verteidigen unsere Dörfer und Städte.»
Bewusst zweideutig
Konkrete Attentate und Vergeltungsschläge will Budanow nicht bestätigen. Wie Israels Mossad hüllt sich auch der militärische Geheimdienst der Ukraine in Zweideutigkeit. Mit seiner Antwort, nicht mehr zu diesem Thema zu sagen, hatte er auf die Frage des Journalisten reagiert, ob die Ukraine hinter dem Mordattentat auf die russische Politikwissenschaftlerin Darja Dugina (†29) vergangenen August stand. Dugina, Tochter des berüchtigten russischen Nationalisten Alexander Dugin (61), galt als glühende Verfechterin des Krieges in der Ukraine.
Auch nach Raketenanschlägen im Dezember auf die Engels-2-Luftwaffenbasis tief im Inneren Russlands hatte Budanow lediglich gesagt, er rechne mit weiteren Einsätzen dieser Art, die «immer tiefer» in das feindliche Gebiet eindringen. Konkreter wird Budanow nicht.
Russland kein ernsthafter Angreifer mehr
Die Angriffskraft Moskaus erachtet Budanow als gebrochen. «Heute hat Russland kein militärisches, wirtschaftliches oder politisches Potenzial, um irgendwo in der Ukraine einen weiteren Versuch einer ernsthaften Offensive zu starten», so Budanow.
Dabei sei der Gegner durchaus in der Lage, Verteidigungsoperationen durchzuführen. «Und genau das ist das Problem, mit dem wir konfrontiert werden», erklärt der Generalmajor mit Blick auf die erwartete Gegenoffensive der Ukraine.
Für Prigoschin gehe es um Leben und Tod
Jewgeni Prigoschin (61), dem Führer der russischen Söldnertruppe Wagner, sagt Budanow ein ähnliches Schicksal wie dasjenige von Kriegspräsident Wladimir Putin (70) voraus: Die Zukunft von beiden hänge vom Kriegsgeschehen in der Ukraine ab. Prigoschins «politische Zukunft ist direkt mit seinem Überleben verbunden», so Budanow. «Es gibt zu viele Kräfte in der Russischen Föderation, die ihn beseitigen wollen.»
Putin könnte seine Haut mit Verhandlungen retten, solange der gesamte Kreml-Machtapparat davon profitiert. Prigoschin indes werde «natürlich versuchen, sich zu verteidigen», sagt Budanow weiter. «Denn für ihn geht es nicht einmal um Exil oder Gefängnis, sondern um Leben und Tod.» (kes)