Auf einen Blick
- Ukrainische Armee nimmt zwei nordkoreanische Soldaten gefangen
- Mitgefühl für gefangen genommene Nordkoreaner
- Einer der Nordkoreaner ist 21 Jahre alt
Sie kämpften fernab von ihrer Heimat – dann gerieten sie in ukrainische Gefangenschaft. Am 11. Januar nahm die ukrainische Armee in zwei separaten Operationen zwei Nordkoreaner fest.
Ein anonymer, ukrainischer Soldat schildert jetzt gegenüber der Nachrichtenagentur AP die Umstände der Gefangennahme. Nachdem Geheimdienstinformationen über drei in einem nur punktuell befestigten Gebiet gestrandeten Soldaten eingegangen waren, rückte ein ukrainisches Team in Richtung des angegebenen Gebietes vor.
Unter die Erzählungen des Ukrainers mischt sich neben dem klaren militärischen Vorgehen auch Mitgefühl für die Männer aus Pjöngjang. «Wir haben gesehen, welch enorme Lasten sie tragen. Ein Soldat, so klein wie ein Kind, mit schwerem Rucksack und Maschinengewehr. Trotzdem sprintet er. Sie sind unglaublich zäh.»
«Sie wurden wahrscheinlich ausgesetzt»
Bei der Annäherung gerieten die Ukrainer zunächst unter Beschuss, wie er ausführt. Dabei starben zwei Nordkoreaner. Der dritte Soldat wurde an den Beinen verwundet und ergab sich schliesslich. «Sie wurden wahrscheinlich ausgesetzt», vermutet der Ukrainer. Er versuchte, mit dem Gefangenen zu kommunizieren – zunächst auf Russisch, dann auf Englisch.
Der junge Mann gab an, 21 Jahre alt zu sein und bereits vier Jahre in der Armee gedient zu haben. «Ihre Wehrpflicht beginnt anscheinend mit 16 Jahren und dauert acht Jahre.» Der Soldat verspürte keinen Groll gegenüber dem feindlichen Kämpfer. Im Gegenteil: «Ich sah ihn an und ehrlich gesagt, tat er mir leid. Aber sie kamen auf unser Land.» Der junge Mann habe um Wasser gebeten. «Wir haben ihm welches gegeben. Dann bat er um eine Zigarette – er bekam eine.» Der Nordkoreaner nannte die Ukrainer dem Bericht zufolge auch «Brüder».
«Ich sagte ihm: ‹Alles wird gut›»
Während des Rücktransports geriet das Team unter russischen Beschuss – schaffte es aber, den verwundeten Nordkoreaner in ein ukrainisches Evakuierungsfahrzeug zu bringen. Erst als er die blauen Armbinden der Ukrainer bemerkte, wurde dem Nordkoreaner klar, in wessen Hände er gefallen war. «Er sah erschrocken aus, als ich ihn den Sanitätern übergab», erinnert der Mann sich. «Ich sagte ihm: ‹Alles wird gut, du wirst leben.›»
Einer anderen Einheit gelang es am selben Tag, einen weiteren Nordkoreaner gefangen zu nehmen. Wie sich später herausstellt, war dies ein Zufall. Der 27-jährige Fallschirmjäger Maksym Didorchuk schilderte gegenüber AP einen intensiven Kampf: «Ihre Angriffe waren massiv, aber sie werden als entbehrlich behandelt.» Die Nordkoreaner seien stark, weil sie sich auf reine Anweisungen verlassen. «Sie befolgen Befehle und ziehen sich nicht zurück.»
Gegen Mittag habe eine Aufklärungsdrohne schliesslich einen der Soldaten entdeckt, der sich in Richtung einer ukrainischen Stellung bewegte. Didorchuk und ein Kamerad näherten sich dem Mann und versuchten, mit ihm zu kommunizieren. Erst dann erkannten sie, dass es sich um einen Nordkoreaner handelte.