Polizei schiesst Kamikaze-Drohnen über Kiew ab
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Rauchwolke über der Stadt:Polizei schiesst Kamikaze-Drohnen über Kiew ab

Ukrainische Luftabwehr unter Druck
Was hilft gegen die Kamikaze-Drohnen?

Russland zielt mit Drohnen gegen die ukrainische Infrastruktur. Kiews Luftabwehr ist am Anschlag. Helfen könnte der israelische Iron Dome. Doch das Land hält sich aus dem Konflikt raus.
Publiziert: 19.10.2022 um 18:45 Uhr
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Aktualisiert: 19.10.2022 um 19:12 Uhr
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Eine Kamikaze-Drohne steuert auf ein Ziel in der ukrainischen Hauptstadt Kiew zu.
Foto: YASUYOSHI CHIBA

In weiten Teilen der Ukraine gibt es seit Tagen Stromausfälle. Die Infrastruktur des Landes wurde durch russische Drohnenangriffe arg in Mitleidenschaft gezogen. Laut Präsident Wolodimir Selenski (44) sind 30 Prozent der Kraftwerke zerstört worden. Die ukrainische Luftabwehr steht derweil arg unter Druck. Sie sieht sich ausserstande, die Drohnenschwärme effizient abzuwehren.

Die ukrainische Luftverteidigung funktioniert offenbar nicht schlecht gegen Flugzeuge, Helikopter oder einzelne Marschflugkörper. Doch bei in Schwärmen auftauchende Kamikaze-Drohnen und Raketen ist sie überfordert. Die ukrainischen Streitkräfte haben deshalb bereits erste Anpassungen vorgenommen, etwa mit der Anschaffung von elektronischen Anti-Drohnen-Störgewehren wie dem litauischen Sky Wiper EDM4S. Zudem liefern unter anderem Deutschland und die USA weitere Luftabwehrsysteme. Die Hoffnung der Ukraine, ein Iron-Dome-System aus Israel zu erhalten, wird sich bis auf Weiteres nicht erfüllen.

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Israel beschränkt sich auf medizinische und humanitäre Hilfe

Die Luftabwehr aus dem Nahen Osten würde sich laut «Spiegel» vermutlich am besten eignen, um die Drohnenschwärme abzuwehren. Israel setzt den Iron Dome seit Jahren erfolgreich gegen palästinensische Raketenangriffe ein. Das Land will der Ukraine jedoch trotz entsprechender Bitten aus Kiew keine Waffen verkaufen. Verteidigungsminister Benny Gantz (63) sagte am Dienstagabend gegenüber dem Radiosender Kol Chai: «Ich möchte deutlich machen, dass wir der Ukraine keine Waffen verkaufen.» Man leiste lediglich medizinische und humanitäre Hilfe. Dies werde auch so bleiben.

Israel hält sich im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg weitgehend zurück, um seine Beziehungen zu Moskau nicht zu gefährden. Ein Militärexperte der israelischen Zeitung «Jediot Achronot» schreibt dazu, Israel werde der Ukraine das Raketenabwehrsystem Iron Dome aus verschiedenen Gründen nicht zur Verfügung stellen. «Erstens haben wir selbst nicht genug.» Ausserdem müssten israelische Soldaten mit der entsprechenden Expertise die Abwehrbatterien betätigen. Denkbar sei lediglich die Lieferung von Frühwarnsystemen, wie sie bei Raketenangriffen auf Israel eingesetzt würden.

Teure sowjetische Abwehrraketen

Die ukrainische Regierung und ihre westlichen Partner nehmen an, dass die von Russland eingesetzten Kamikaze-Drohnen vom Iran geliefert werden. Teheran streitet dies ab. Die EU-Staaten werfen dem Iran eine Unterstützung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor und haben deshalb bereits neue Sanktionen gegen das Land auf den Weg gebracht. Die steuerbaren Drohnen tauchten im Ukraine-Krieg erstmals im August auf. Sie besitzen eine dreieckige Form, sind rund 200 Kilogramm leicht und haben an der Spitze einen Sprengkopf. Sie können bis zu 185 km/h schnell fliegen und haben eine Reichweite von etwa 2'500 Kilometern. Mit einem Stückpreis von rund 20'000 Euro sind sie im Vergleich zu Raketen ausserdem sehr billig.

Russland soll Medienberichten zufolge Hunderte davon gekauft haben. Tausende weitere Exemplare sollen in naher Zukunft dazukommen. Die sowjetischen S-300-Abwehrraketen im Besitz der ukrainischen Streitkräfte sind demgegenüber nicht nur teuer, sondern auch knapp. Besser geeignet sei deshalb der deutsche Flakpanzer Gepard, schreibt «Spiegel». «Er sucht sich mittels Radar sein Ziel und feuert dann vergleichsweise günstige, ungelenkte Munition auf die Flugkörper.» Allerdings werde der Gepard aktuell bei den ukrainischen Offensiven an der Front gebraucht und könne Städte wie Kiew deshalb nicht schützen.

Schultergestützte Raketen, neue Systeme aus dem Westen

Der Flugabwehrexperte Gustav C. Gressel vom European Council of Foreign Relations schreibt dazu auf Twitter: «Das Problem ist, dass es weniger Geparden als Drohnen gibt – und die wenigen, die man hat, werden dringend zum Begleitschutz mechanisierter Kräfte gebraucht.» Ausserdem sei der Gepard nur begrenzt zum Schutz von Städten geeignet, da ihm dort hohe Gebäude im Weg stehen würden. Laut Gressel sind hier schultergestützte Raketen kurzfristig die bessere Option. Doch auch von ihnen bräuchte es unrealistisch viele, um Grossstädte vor den Drohnenangriffen zu schützen, so der Experte.

Die ukrainische Luftabwehr bekommt neben dem deutschen Luftabwehrsystem Iris T von Frankreich das Abwehrsystem Crotale geliefert. Allerdings hat Paris davon nur zwölf Stück an Lager. Aus den USA kommt das kompakte Vampire-System, das speziell auf die Drohnen-Abwehr zugeschnitten ist und auch auf zivile Fahrzeuge montiert werden kann. Ebenfalls von den USA geliefert wird das Titan-Antidrohnensystem, das mittels künstlicher Intelligenz die Drohnen identifiziert, die ausgeschaltet werden sollen. Sowohl Vampire als auch Titan sind jedoch noch weitgehend unerprobt.

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